Ob Rinder-, Schweine- oder Kalbsbraten, die Vorgehensweise ist meist dieselbe. Ich beginne immer mit der Herstellung einer Gemüsebrühe, heute heißt das Fond. Suppenkräuter (Petersilie, eine Karotte, ein Stückchen Sellerie, Zwiebel, Lorbeerblatt und Nelken) koche ich etwa 15 – 20 Minuten und habe dann eine würzige Flüssigkeit zum Ablöschen. Noch besser wird dieser Fond, wenn ich Fleischknochen in heißem Olivenöl gut anbrate und mitkoche. Dann bedarf es allerdings einer Kochzeit von 1 ½ - 2 Stunden - und dazu nehme ich mir meistens keine Zeit.
Nach dem Würzen des Fleisches mit Salz und Pfeffer wird in heißem Olivenöl rundum zügig angebraten. Nach der Hälfte der Bratzeit fügt man reichlich klein gehackte Zwiebeln zu und brät fertig. Dann ablöschen und den Braten unter öfterem Begießen langsam durchgaren lassen, so bleibt er zart und saftig. Rinderbraten belege ich gerne mit einer Scheibe Speck. Außerdem gebe ich Gewürzkräuter hinzu, je nach Geschmack. Sie gedeihen in den großen Blumenkästen auf dem Schwimmbaddach: Thymian, Salbei, Basilikum und Rosmarin und die Salatkräuter Schnittlauch, Dill, Zitronenmelisse, Borretsch und Schalotten, nicht zu vergessen Petersilie und Bohnenkraut, für das Bohnengemüse.
Die Garzeit hängt natürlich von der Größe des Bratens ab, aber 1 ¾ - 2 Stunden muß man schon rechnen. Den Braten herausnehmen, warm stellen und etwa 15 – 20 Minuten ruhen lassen, damit sich der Saft im Fleisch verteilen kann und beim Aufschneiden nicht fortläuft.Seit 30 Jahren verwende ich in der warmen Küche Olivenöl, natürlich kalt gepresst (extra vergine), es hat einen höheren Hitzegrad. Bei kurz Gebratenem mische ich Olivenöl mit Butter oder Butterschmalz, wegen des besseren Geschmackes. Butterschmalz ist ausgelassene Butter, die wegen des Wasserentzuges widerstandsfähiger ist gegen Hitze.
Wenn ich mal keine Zeit habe dauernd um den Herd zu sein, packe ich den Braten in eine Bratfolie – nach Vorschrift – und schiebe ihn in den Backofen.
Ein Wort noch zu den Soßen: Bei einem Baten ist es leicht, eine gute Soße zu machen. Wird mit reichlich Zwiebeln angebraten, dienen diese schon etwas zur Bindung. Wenn der Braten zum Ruhen herausgenommen wird, füllt man mit Brühe auf. Je nachdem, wieviel Soße es werden soll, 2 – 3 Kaffeelöffel Mehl oder Kartoffelmehl mit Wasser glattrühren und in die kochende Flüssigkeit einrühren. Ich bevorzuge Mehl; für Ungeübte ist Kartoffelmehl besser, weil es keine Klümpchen gibt. Sollte es trotzdem mal passieren, wird die Soße einfach durch ein Sieb gestrichen. Im Mixer aufgeschäumt wird sie besonders gut!
Bei Kurzgebratenem dämpfe ich im Bratensaft reichlich
klein gehackte Zwiebeln und Lauchringe, fülle mit Brühe auf und schmecke
mit Sahne und crème fraiche ab. Da kann man auch je nach Lust und
Laune variieren mit Pilzen, Kräutern und dergleichen. Evtl. etwas Fleischextrakt
zufügen und zum Schluss mit einem Kaffeelöffel Mehlbutter binden. Für
die Mehlbutter knete ich 2 – 3 Esslöffel Butter mit Mehl, bis die Masse
nicht mehr klebt. Lässt sich gut einige Tage im Kühlschrank aufheben.
Wird die Soße im Mixer aufgeschäumt, bedarf es meist keiner Bindung.
Die Beize besteht aus Essig, den ich wie auch
mein Metzger nach Vorschrift aus Essigessenz herstelle. Kann je nach Geschmack
mit Wasser verdünnt werden. Hinzu kommt eine mit Lorbeerblatt und Nelken
besteckte Zwiebel, einige Senfkörner und Salz nicht vergessen. Fleisch
aus der Beize nehmen, abtrocknen und nach Vorschrift braten. Soße mit
angerührtem Mehl binden.
Für die Soße: wenig gewürfelten Speck in Butterschmalz
ausbraten und mit gewürfelten Zwiebeln leicht anbräunen, mit Mehl bestäuben
(die Menge hängt davon ab, wieviel Soße ihr haben wollt), etwa 1 Teelöffel
Tomatenmark hinzufügen und ca. 10 Minuten köcheln lassen, mit Brühe
ablöschen, mit Madeira (einem Südwein, der von der Insel Madeira kommt)
auffüllen, mit wenig Salz, etwas Zucker und Pfeffer abschmecken.
Paniert in Mehl, Ei und Semmelmehl werden aus
den Medaillons sehr gute kleine Schnitzel.
Kalbsnieren sind eine Delikatesse. Ich häute
sie und brate sie ganz oder gebe sie kurz in siedendes Wasser – dann
lassen sie sich besser häuten - und zerlege sie in Röschen, die ich in
Butter brate.
Vorher einige dicke Zwiebeln in Scheiben schneiden
und in Butter goldgelb dünsten. Zu der Leber reichen.
Das Bries etwa ½ Stunde wässern. Inzwischen Wasser mit Salz, Zwiebel, Lorbeer-blatt und Nelken zum Kochen bringen, das Bries hinein geben und etwa 10 Minuten ziehen lassen. Heraus nehmen und in Butter oder Butterschmalz braten oder in Scheiben schneiden, diese panieren und braten. Ich bevorzuge die erste Version.
Hier sei mir eine persönliche Bemerkung erlaubt.
Kalbsbries und Kalbsniere erwecken bei mir eine sehr starke Erinnerung
an meine Studentenzeit. Beides war schnell zuberei-tet und mit Weißbrot
eine köstliche Mahlzeit. Dass man mit dem Verzehr von Innereien aus gesundheitlichen
Gründen etwas vorsichtig sein soll, war damals noch nicht bekannt, und
geschadet hat es mir auch nicht. Ich fand es wunderbar, dass in Straßburg
so etwas trotz Kriegszeit noch zu haben war und dazu noch auf halbe Lebensmittelmarkenration.
Noch heute besteht die Metzgerei Hurst in der Studentengasse und bei gelegentlichen
Besuchen kann ich dort nicht vorbeigehen ohne einzukaufen.
Füllung eigenes Rezept: Zwiebeln und Petersilie in Butter dämpfen, zwei eingeweichte und gut ausgedrückte Brötchen mitdämpfen. Abkühlen lassen. Zwei Eier zufügen, mit Salz, Muskat und Pfeffer würzen, Semmelmehl zufügen, bis die Masse schön griffig ist, einfüllen und die Pute an beiden Enden zunähen.
Seit Jahren lieben wir alle die amerikanische Füllung. Ist in wenigen Minuten nach Vorschrift hergestellt und schmeckt ausgezeichnet. Schon ein unbedingtes Mitbringsel für den, der gerade “drüben” ist. Warenbezeichnung: STOVE TOP 15 min. Stuffing Mix, Chicken Flavor, Microwavable.
Das Braten der Pute habe ich ebenfalls von den Amerikanern übernommen. Die gefüllte Pute in eine mit Öl ausgeriebene Pfanne geben, etwas Wasser zufügen, zudecken und 6 – 8 (!) Stunden bei etwa 80 – 100° heißem Backofen durchziehen lassen. Meist ist die Pute dann auch schon gar und bedarf nur noch der Bräunung.
Soße wie bei anderen Braten fertig machen.
2 große Zwiebeln | hacken und kurz in |
2 Esslöffel Öl | und |
2 Esslöffel Butter | dünsten. |
500 g Rinderhack | zugeben, mit einer Holzgabel gut auseinandernehmen und zügig anbraten. |
1 Stange Lauch, | |
50 g Tomatenmark, | |
1/8 l Bouillon, | |
1 Esslöffel Senf, | |
1 TL Paprika edelsüß | und |
1 TL Salz | bei schwacher Hitze hinzufügen.Etwa 15 Minuten unter häufigem Umrühren köcheln lassen. |
1/4 l saurer Rahm | kurz vor dem Servieren dazugeben. |
Mit Bratkartoffeln, Salat und Apfelmus ein schnelles und sehr preiswertes Gericht, das Ihr alle gerne esst.
Außer Tante Hannele kenne ich niemanden, der sich heute noch diese Mühe macht. Edit mois: Doch, ich. Bei der Hofschlachtung. Besser kriege ich die Zutaten nirgends. Und so wird dann auch noch dieses Teil verwertet. Tipps und Erfahrungen dazu siehe unten: "mois' Schlachtfestvariante". Edit Ende. Man kauft den Saumagen ganz einfach bei einem guten Metzger, wobei der persönliche Geschmack entscheidet, wo der Saumagen am besten schmeckt. Trotzdem will ich Euch das Familienrezept aufschreiben, denn wo auch immer Ihr seid, Ihr werdet außerhalb der Pfalz kaum einen Metzger finden, der Saumagen herstellt - auch wenn unser Ex-Bundeskanzler Kohl ihn salonfähig gemacht hat, indem er ihn seinen Staatsgästen anbot, wenn sie in die Pfalz kamen.
Saumagen | aus der Salzlake vom Metzger wird 24 Std. gewässert und gründlich innen und außen gereinigt. |
Die Schwarte vom Dörrfleisch, dem Schweinebauch, und die Knochen werden in 0,5 l Wasser gekocht und abgekühlt. | |
250 g Dörrfleisch | in kleine Stücke schneiden und in einer Pfanne anbraten, |
500 g Schweinebauch | und |
1 Schweineschulterstück | in ca. 1 cm große Stücke schneiden, |
2 Zwiebeln | kleinschneiden und alles kurz mit dem Dörrfleisch anbraten. |
3 Pfund Kartoffeln | schälen, waschen und auch in ca. 1 cm große Würfel schneiden. In einer großen Schüssel mit dem angebratenen Fleisch, der gekochten und ebenfalls sehr klein geschnittenen Schwarte (ohne die Dörrfleischschwarte) mischen, mit |
2 Essl. getrockneter Majoran
Salz, Pfeffer, evtl. ger. Muskatnuß |
kräftig würzen. |
Jetzt in den Saumagen einfüllen, indem eine 2. Person den Magen aufhält, oder man ihn in eine Schüssel legt, ihn mit einer Hand hält und jetzt einfüllt. Danach kommt | |
Fleischbrühe | auch in den Magen und das Einfüllloch wird fest zugebunden. Der Magen soll nicht prall gefüllt sein, sondern sich noch leicht drücken lassen. |
Das Gerät kommt jetzt in siedendes Wasser und soll mind. 3 Stunden darin garen, das Wasser darf nicht kochen, damit der Magen nicht platzt. Danach wird er herausgehoben (schwierig, weil glatt und heiß) und in einer Pfanne in Schmalz oder Butterschmalz gebraten. Jetzt wird er angeschnitten, es gibt aber keine glatten Scheiben, sondern die Füllung wird mit einem Löffel herausgenommen und die Haut dazu verteilt. Wenn gewünscht, kann dem Saumagen mehr Festigkeit gegeben werden, indem man | |
etwa 250g Bratwurstfüllsel und 3 Eier | dazugibt. |
Heute wird der Saumagen anders zubereitet:
Der Metzger hat heutzutage wahrscheinlich keinen Magen in der Salzlake, sondern tiefgefroren. Damit entfällt das Wässern und auch das unangenehme Reinigen. Jetzt wird nur noch innen und außen gründlich gewaschen.
Die Füllung bleibt die Gleiche. Nachdem die Schweine bei der Schlachtreife wesentlich jünger sind als früher, ist die Magenwand weicher und weniger belastbar und das Absieden wird riskant. Deswegen nimmt man eine große starke Alu-Folie, legt den gefüllten Saumagen darauf und packt ihn locker zu. Man gibt ihn auf einem Blech oder einer großen Bratpfanne für 4 Stunden in den 200°C heißen Backofen. Für die letzten 20 Minuten reißt man die Folie auf, gibt etwas Butter darauf und läßt ihn braun braten.
Will man Portionen schneiden, läßt man ihn erkalten und bäckt die Scheiben einzeln. Es schmeckt aber nicht mehr so gut.
Mein Rat also: Kauft Euch den Saumagen, wenn Ihr hier zu Besuch seid, lasst ihn Euch ganz oder in Scheiben geschnitten vacuum verpacken und gefriert ihn zuhause ein. Vor Gebrauch das Auftauen nicht vergessen und in Bratfolie bei 150° im Backofen warm werden und bräunen lassen.
mois' Schlachtfestvariante
Küchlein formen und von beiden Seiten langsam braten, damit sie durchgaren, herausnehmen und warm stellen.
In dem Bratensaft reichlich Zwiebeln und Kräuter
goldgelb anbraten, mit Brühe ablöschen und mit Sahne oder Crème fraîche
auffüllen. Mit Mehlbutter binden, evtl. einen Brühwürfel oder Fleischkonzentrat
zugeben.