Bilanz Bienensaison 2015: Stoßdämpfer nötig?

Das ist Eintrag 16 in der Serie "Bienenwaage".

Der Bauanleitungen dieser Serie sind veraltet. Aktuell ist die Serie Bienenkiste 2.0.

Bauketten

Wir nähern uns der Frostmarke, vorgestern früh morgens wars nur knapp über einem Grad am Flugloch. Heute kam kalter Regen dazu. Morgen kommt definitiv der Mäuseschutz vor die Kisten. Zeit für eine Jahresbilanz und ich verrate nicht zu viel, wenn ich zusammenfasse: Es muss etwas passieren!

Die grüne Kiste ging mit vollem Brutraum in die Saison, entwickelte sich gut und schwärmte viel. Aber das Volk in der grünen Kiste baute kaum in den Honigraum hinein, den ich Anfang Mai freigegeben hatte. Eine Honigernte erübrigte sich mangels Waben im Honigraum, an den allgemeinen Saisonbedingungen kanns nicht gelegen haben, da andere gute Ernten hatten und der Standort hatte sich ja in den Jahren zuvor schon bewährt. Auch daran sollte es also nicht gelegen haben.

Das Volk in der braunen Kiste machte von Anfang an Sorgen, es gab kaum Entwicklung (vgl. Schlappe Queen? vom 15.5.). Irgendwann ging die Gewichtsentwicklung sogar zurück und wir entschlossen uns Anfang Juli, einen starken Schwarm über das Restvolk einlaufen zu lassen. Das hat tatsächlich Dynamik in die Kiste gebracht, wie die Gewichtskurve ab dann zeigt. Allerdings hat auch dieses Volk nicht nennenswert gebaut. Der Brutraum ist nach wie vor gerade mal gut halb ausgebaut.

Soweit die Beschreibung. Es stellt sich folgendes Problem: Die Völker in beiden Kisten haben nicht gebaut, obwohl sie sich in sehr unterschiedlichen Situationen und Entwicklungsstadien befanden und die Rahmenbedingungen (Wetter, Standort) gut waren. Was haben die beiden Kisten gemeinsam, was zum ungünstigen Saisonverlauf beigetragen haben könnte? Beide stehen auf einem Wägegestell, das in der Mitte fast wie auf einer einzelnen Säule auf der Wägezelle ruht (vgl. Bild). Die Stöcke wackeln immer leicht, vor allem über die Querachse zittern die Kisten beim kleinsten Lüftchen. Die unterschiedlichen Windaktivitäten zeichnen sich ja sogar in der Gewichtsmessung ab: Wenn die Ausschläge stark vom Mittelwert abweichen, ist starker Wind, wenn sie kaum abweichen, ist es windstill. Anfangs dachte ich, der Wind und die Wackelei sei vielleicht ein Problem für die Wägezelle und wenn die diese Belastung und die ständige Bewegung aushält, dann ist alles gut. Jetzt stelle ich mir aber die Frage, ob nicht vielleicht dieses Gewackel die Ursache für die unterbliebene Bautätigkeit war.

Die Bienen bauen ja, indem sie in sog. Bauketten vom Wachsansatz bzw. von den Startstreifen an den Trägerleisten herabhängen. Diese hängenden Bienenketten, die durchaus auch als flächige Geflechte zu beobachten sind (vgl. Artikelbild), geben vor, wie die Wabe verlaufen soll. Während die Bienen so hängen schwitzen welche ihre Wachsplättchen aus (unklar ob die hängenden oder nochmal andere). Diese Wachsplätchen verschmelzen dann und bilden aufgrund der physikalischen Eigenschaften des Bienenwachses die charakteristischen sechseckigen Wabenstrukturen (vgl. ausführlich mit einem guten Bild einer solchen Baukette: Tautz, Phänomen Honigbiene, Seite 155ff, Bild Seite 164). Dabei müssen die Bienen nicht modellieren:

Beginnen die Bienen die Zellwände hochzuziehen, nutzen sie ihren eigenen Körper als Schablone und bauen um sich herum zylinderförmige Röhren. Die Böden der Zellen sind sauber ausgestrichene Halbkugeln und auch noch viele Wochen nach der Errichtung der Waben unverändert. Ihre typische sechseckige Form nehmen die zunächst rundlichen röhrenförmigen Zellen dadurch an, dass die Bienen die Temperatur des Wachses auf 37 bis 40 Grad Celsius erhöhen. Die Zellenbaustelle erglüht durch Arbeitsbienen, die das Wachs erhitzen und so die dünnen Wachswände langsam zum Fließen bringen. Aufgrund der inneren mechanischen Spannung der Wände spielt sich dann das ab, was man beim Kontakt von zwei Seifenblasen beobachten kann: Die gemeinsame Wand zwischen den Seifenblasen wird bretteben. Und so werden die Seitenwände zwischen den dicht gepackten Zylindern ebenfalls gerade gestreckt, erhalten eine vollkommen glatte Oberfläche, nehmen eine einheitliche Dicke von 0,07 Millimetern an und bilden zueinander exakte Winkel von 120 Grad aus.
(Tautz, Phänomen Honigbiene, 172f)

Was, wenn das dauernde Geschaukel der Bienenkisten die Bauketten hat nicht zur Ruhe kommen lassen, und sie diese aber brauchen, um beim Bauen quasi das Fundament zu setzen? Um das in der nächsten Saison zu testen, habe ich Normfedern angeschafft, die gar nicht mal so teuer waren, die ich in das Wägegestell einbauen werde. Sie werden als Stoßdämpfer wirken, die Windbewegungen abfangen und den Stand stabilisieren. Da ihre Kraftaufnahme linear verläuft und festgelegt ist (vgl. Datenblatt), lässt sie sich in die Formel zur Gewichtsberechnung einbauen. Mehr demnächst.

Schnapsidee: Bienenkiste auf Federn
Schnapsidee: Bienenkiste auf Federn

Update 25.10.15: Das mit den Federn war eine Schnapsidee. Vielen Dank an die Kommentatoren! Die Gewichtskurve der letzten Tage zeigt auch eindeutig: kein geringerer Windeffekt an der Kiste mit Federn (grüne Kurve) als an der Kiste ohne (braun). Also: Federn wieder weg. Jetzt denke ich in Richtung Modellbauschwingungsdämpfer, z.B. sowas. Mehr demnächst.

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7 Gedanken zu „Bilanz Bienensaison 2015: Stoßdämpfer nötig?“

  1. schön wieder etwas über deine Bienenstöcke und die Waage zu lesen.
    Ich bin skeptisch was die Federn angeht, wenn du sie gleichmäßig verteilst heben Federn sich in ihrer Kraftwirkung gegenseitig auf. Damit würden sie also nur die Wägezelle gegen vertikal wirkende Kräfte puffern, jedoch keine Scheer bzw. horizontal-Kräfte (Wind) abfangen.

    Aus dem Bereich der Fahrzeugtechnik kenne ich dämpfende Wirkung nur von „Dämpfern“.
    also echte Stoßdämpfer. Die gibt es auch in kleineren Größen und unterschiedlichen Dämpfungswerten. Die Kofferraumklappen beim Kombi haben oft Dämfer welche die Anforderungen erfüllen könnten (aufpassen, gibt auch gefederte).
    Oder die Dämfer für Fahrräder….

    Von der Technik mal abgesehen ist deine Annahme das die Bienen vom Schaukeln gestört sein können interessant. Ich komme nicht umher mir Bäume in freier Natur vorzustellen an denen Stoßdämpfer von Bienen montiert wurden ;)

    Wie ich schon mal schieb imkere ich in Magazinbeuten und ich erlebe es mit unter auch das Bienen nicht recht ausbauen wollen.
    bis ich dieses Jahr die ganzen Videos auf Youtube von Dirk Unger angeschaut habe. Unter anderem erklärte er sehr anschaulich wann und wie Bienen ausbauen.
    Das ist eine Wetter / Entwicklungs und Zeitfrage.
    Ich empfehle dir die Videos von ihm mal anzuschauen, mir haben seine Infos welche er in Jahrzehnte langer Erfahrung gesammelt und bedingungslos weitergibt, echt in vielen Dingen die Augen geöffnet.

    Kernpunkt in Bezug auf das ausbauthema deiner Honigräume dürfte die Tatsache sein das sich Völker in ihrem Wachstum nach oben entwickeln, das erklärt mir in diesem Zusammenhang auch das häufige Schwärmen deines Volkes bei geringem Honigraumbedarf.

  2. Anstelle von Federn bieten sich die Lösungen mit zwei gekoppelten Wägezellen an.
    Information dazu findet sich unter:
    http://infosys.beckhoff.de
    Fa. Bosche nennt auch die Kopplung von Wägezellen.
    Unser Imkermeister hat als Regel: Der Honigraum wird aufgesetzt, wenn die Wildkirsche blüht. Sonst kann es passieren, dass die Völker den Honigraum einfach nicht mehr annehmen.
    Haben die Völker geschwärmt ?

  3. im Imkerverein Kreuzberg wurde ich auf diese Seite aufmerksam gemacht und finde das Projekt des Bienenmonitorings äußerst interessant.
    Ohne genaue Kenntnis der Waagen-Konstruktion ist es schwierig etwas zu deren Schwingungen zu sagen.
    Grundsätzlich gilt jedoch, dass eine ungewünschte Schwingung nur durch Dämpfung reduziert/unterdrückt werden kann. Masse (Bienenkiste) plus Feder (Waage, die in sich verformbar ist, nur begrenzte Steifigkeit aufweist) ergibt ein schwingungsfähiges System, dessen Schwinungseigenschaften durch weitere Federn verändert, aber kaum beseitigt werden kann.
    Ob allerdings die Schwingungen deiner Bienenkiste die Bienen am Wabenbau hindern wage ich ohne genaueres Wissen um den Aufbau nicht zu beurteilen.

    PS:
    wir können uns gerne mal an deiner Bienenkiste treffen,

  4. ja, federn machen noch keinen stoß- bzw. schwingungsdämpfer. entscheidend ist der ölkörper, in dem die bewegungsenergie über reibung in wärme abgeleitet wird. die feder um solche dinger rum dient zur feineinstellung und zur rückbewegung in den feineingestellten zustand. sie hat aber mit der eigentlichen dämpfung nichts zu tun. das lerne ich gerade auch in der praxis, weil sich der effekt von wind auf die kurve der kiste mit federn (grün) und ohne (braun) nicht wirklich unterscheidet, d.h. die mit schwingt immer noch genauso im wind wie die ohne federn. also mal sehen, was ich an passenden stoßdämpferchen beim modellbauhändler finde…

    @Rudolf: wie beschrieben ist das volk mit vollem brutraum trotz freigegebenem honigraum mehrfach geschwärmt.

  5. @Rudolf unter http://infosys.beckhoff.de finde ich nichts, hast du einen Link zur Unterseite die du im Sinn hast?

    Die Wolf-Waagen verwenden auch zwei Wägezellen http://wolf-waagen.de/neu/wp/?page_id=5268 allerdings doppelts ich dann auch der Preis, es ist eine zweite Wägezelle nötig, dazu Abstandsplatten, das Gestell muss anders sein. Ich denke aber für das lange „schiff“ Bienenkiste könnte das eine Lösung sein wenn die Schwingungen tatsächlich zu heftig sind oder die Stabilität zu gering. Den ADS gibt es auch als 2-Kanal-IC, nicht wirklich teurer als der 1231.

  6. Die Methode mit den Stoßdämpfern finde ich gut.
    Fa. Bosche gibt die Wägezellen H30A eine Plattform von maximal 50x60cm an.

    @Clemens:
    Bei Beckhoff im Suchfeld „Grundlagen DMS“ eingeben. „EL3356“ geht auch.

    @mois:
    Das mit dem schwärmen habe ich wohl übersehen. Die „Kirschblüte“ hatte ich genannt, weil ein spätes Aufsetzen zu einer Verweigerung des Honigraums führen kann.
    Manchmal hilft auch den Honigraum ohne Absperrgitter für einige Zeit freigeben.

  7. Hallo,
    die Stoßdämpfermethode scheint eine gute Lösung.
    Bei der Bosche Wägezelle ist angegeben, dass die Wägeplatte 50x60cm nicht überschreiten soll. Das hat wohl Gründe.

    @Clemens
    Auf http://infosys.beckhoff.de im Suchfeld „DMS Grundlagen“ eingeben.
    Leider geht dort das verlinken von Unterseiten nicht.

    @mois:
    Arbeitest du mit Absperrgitter?
    Wenn der Honigraum zuspät aufgesetzt wird, dann verweigern sich die Damen manchmal einfach. Ich hoffe, dass der „Bee Space“ eingehalten wird. Da sind 1-2mm zu großer Abstand schon ein Thema. Ich baue meine Kisten selbst und durfte dann nacharbeiten.

    Gruß
    Rudolf

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