Schwebefliegen!

Abteilung Gegeninformationen: Das Albert Einstein publikumswirksam zugeschriebene Zitat vom Bienensterben ist nicht nur quellenkritisch zu relativeren, sondern auch ökologisch. Honigbienen sind nĂ€mlich nicht die einzigen ÜbertrĂ€ger von Pflanzenpollen. Auch Hummeln, Motten und Schwebefliegen ĂŒbernehmen einen großen Teil der BestĂ€ubung – immer deutlicher zeigt sich der Wert dieser lange verkannten Insekten. Dazu ein sehr lesenswerter Artikel in der SĂŒddeutschen Zeitung. Um das Fazit zu verraten: Nicht das Bienensterben ist die große Gefahr, sondern der dramatische RĂŒckgang der Artenvielfalt – nicht nur, aber auch bei den bestĂ€ubenden Insekten. Denn je mehr bestĂ€ubende Arten unterwegs sind, desto mehr, flexibler und widerstandsfĂ€higer ist die BestĂ€ubungsszene insgesamt. In das gleiche Horn blĂ€st der Artikel „Lobbyist fĂŒr Bienen, Hummeln & Co. Warum Freizeit-Imkerei eine politische Seite hat“ im ver.di-Magazin Sprachrohr 3/2013, Seite 14.

Bayer: Profit mit Bienensterben

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Ein sehenswerter Dokumentarfilm widmet sich dem „Geheimnis des Bienensterbens“. Auch die „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ schlĂ€gt Alarm. Einer großen Anzahl auch neuester Studien zum Trotz verursachen laut Chemie-Multi Bayer aber nicht etwa die hauseigenen Pestizide das millionenfache Bienensterben. Die Verantwortung dafĂŒr trage vielmehr die böse Varroamilbe. Dabei wird höchstens umgekehrt ein Schuh daraus: Weil die Agrochemikalien die Tiere so schwĂ€chen, bieten sie den Parasiten eine wehrlose AngriffsflĂ€che. Aber der Global Player im GeschĂ€ft mit den Ackergiften wehrt sich gegen diese Einsicht nicht nur, um die Vermarktungschancen fĂŒr Confidor & Co. nicht zu gefĂ€hrden. Er hat noch einen zweiten Grund dafĂŒr. Mit dem Pyrethroid „Bayvarol“ (Wirkstoff: Flumethrin), das er unter dem Slogan „Gesunde Bienen“ (Update 2023: Die Subdomain funktioniert 10 Jahre spĂ€ter nicht mehr. Greenwashing lĂ€uft jetzt ĂŒber BiodiversitĂ€t und Wildbienen. Update Ende.) zur Varroabehandlung feilbietet, gibt er vor, das passende Mittel gegen den Milben-Befall parat zu haben. So sind die armen Bienen den Bayer-Giften gleich doppelt ausgeliefert, und das Aktienunternehmen kann aus den Folgen seiner eigenen rĂŒcksichtslosen GeschĂ€ftspolitik mit der Agrochemie ein zweites Mal Profit schlagen. Die Milben indessen stellen sich bereits auf Bayvarol ein und bilden Resistenzen aus. Ließe man stattdessen die Bienen in Ruhe, verschonte sie vor Pestiziden, wandelte die Monokulturen in kleinteiligere Pflanz- und BlĂŒhflĂ€chen, dann wĂŒrden sich bienenseitig Resistenzen gegen die Milben ausprĂ€gen und verbreiten. Letzteres verhindert aber die zunehmende Industrialisierung der Imkerei mit ihrer rein ertragsorientierten, technischen Königinnenbefruchtung und dem daraus resultierenden Niedergang der biologischen DiversitĂ€t innerhalb der Bienenpopulationen, wie der Dokumentarfilm am Beispiel des BestĂ€ubungsgeschĂ€fts in der kalifornischen Mandelindustrie zeigt.

Einladung GartengesprĂ€ch „Agro-Gentechnik und Honigbienen – Koexistenz ist unmöglich“

Vor fast 10 Jahren begann der Kampf des Hobbyimkers Karl Heinz Bablok gegen Monsanto (Hier ein Video). Der genmanipulierter Mais Mon 810 des Agrarmultis, berĂŒchtigt auch fĂŒr sein Pestizid „Roundup“, wurde in unmittelbarer Nachbarschaft zu Babloks Bienenvölkern auf dem Versuchsgut Neuhof in Kaisheim angebaut. In der Analyse seines Honigs liessen sich Pollen des genetisch verĂ€nderten Mais nachweisen (mehr zum Thema „Transgene Pflanzen und Bienen“ beim Gen-ethischen Informationsdienst). Bablok entsorgte seinen Honig in der MĂŒllverbrennungsanlage und zog vor Gericht, um sich Schadensersatz zu erkĂ€mpfen. Die juristische Auseinandersetzung zieht sich seither durch die Instanzen, bis hin zum EuropĂ€ischen Gerichtshof. UnterstĂŒtzt wird Bablok dabei von Mellifera, dem Verein fĂŒr wesensgemĂ€ĂŸe Bienenhaltung. Dessen Vorsitzender, der Imkermeister Thomas Radetzky, trĂ€gt am Montag seine Erfahrung zu Bienenhaltung und Gentechnik vor dem Deutschen Bundestag vor. Am Abend spricht er dann im Prinzessinnengarten mit uns ĂŒber:

„Agro-Gentechnik und Honigbienen – Koexistenz ist unmöglich“
Imkermeister Thomas Radetzki, Mellifera e.V.

PrinzessinnengÀrten, Montag 11. Juni, 19 Uhr

Das Amt und die Bienen

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Bee migration 9045“ by Pollinator – CC BY 2.5

Bienenhaltung in der BRD ist eine erstaunlich liberale Angelegenheit. Es braucht keine formale Ausbildung, keinen „BienenfĂŒhrerschein“ und keine Genehmigung. Lediglich eine Anmeldung bei der zustĂ€ndigen VeterinĂ€rsbehörde. Und amtliche Aufsicht und WanderbeschrĂ€nkungen machen m.E. tatsĂ€chlich auch Sinn, solange die Rahmenbedingungen (Nebeneinander von wesengemĂ€ĂŸer und kommerzieller wie zunehmend profitorientierter Bienenhaltung, industrialisierte Landwirtschaft, Kapitalismus) nicht auf der Basis imkerischer Selbstorganisation und vernĂŒnftiger Gesellschaftsplanung derart gestaltbar sind, dass das Umsichgreifen von Bienenseuchen weitgehend ausgeschlossen werden kann. Nur nebenbei: Wohin profitorientierte Bienenhalterei im Zusammenspiel mit industrieller, monokulturbasierter, kapitalistischer Landwirtschaft fĂŒhrt, zeigt eindrucksvoll eine Fotoserie ĂŒber Bienenmassentransporte in den USA (vgl. Abb.) – und das dort zuerst aufgetretene mysteriöse Bienensterben bzw. -verschwinden. Weiterlesen

Bienen und Gendreck

NachbarInnen eines in Rostock zerstörten Genfeldes fertigten diese Anzeige als ReaktionNoch der Versuch, mich ins Privateste, ins „Hobby“ Imkerei, zurĂŒckzuziehen, konfrontiert mich nach kĂŒrzester Zeit mit den VerhĂ€ltnissen, die die GĂŒltigkeit der Kategorie des Privaten sprengen. Ich hĂ€tte es wissen können: Schon seit November 2006 greift in den USA ein mysteriöses Bienensterben um sich. An der OstkĂŒste verschwanden mehr als siebzig Prozent der Bienenvölker, an der WestkĂŒste sechzig Prozent. Was hat das mit DEINEN Bienen zu tun?!

Was tun?

Das ist Eintrag 6 in der Serie "Bienenkiste".

In der Zeitschrift Nationalpark lese ich gerade:

Die Saatgutindustrie hat einigen Sonnenblumenarten die Pollen- und Nektarproduktion weggezĂŒchtet, so dass Bienen inzwischen auch auf Sonnenblumenfeldern verhungern! Quelle: Nationalpark 152: „Hat die Honigbiene eine Zukunft? – Ohne Änderung der Agrarpolitik wohl kaum!“, Seite 19

Bild 1: Kiste voll - außer Honigraum

WĂ€hrend also die Landbienen langsam aber sicher aufgrund der Ausbreitung der Bedingungen der industrialisierten, profitmaximierenden Landwirtschaft mit ihren Monokulturen und manipulierten Sorten langsam aussterben, der passende Roman zum Bienozid schon 2009 erschienen ist, geht es unseren Stadtbienen blendend: Weiterlesen!

Widerstand mit Bienen

Neben Griechenland soll ja auch Portugal nach Vorgaben der starken Regierungen in Europa kaputtgespart („Haushaltskonsolidierung“) und filetiert („Privatisierung“) werden – dass in Portugal also mit nationalen Wahlen nichts mehr zu beinflussen ist, haben die Leute dort sehr klar verstanden: Die Wahlbeteiligung lag beim jĂŒngsten Urnengang bei nur 55 Prozent und damit traten von den 9,6 Millionen Wahlberechtigten erneut weniger als bei den vorangegangenen Wahlen 2009 an die Urne (minus 4 Prozent). In einigen kleineren sĂŒdlichen Gemeinden wurden durch Bauern Wahllokale blockiert, in einem Fall sogar Bienenvölker ins Freie gelassen, um die Abstimmung aus Protest zu behindern. Etwa 4 Prozent der abgegebenen Stimmen waren ungĂŒltig oder ein „weißer Wahlzettel“ wurde eingeworfen. Mehr zur Wahl in Portugal