- mois-Blog - https://www.euse.de/wp -

Alltägliche Verschleierung der traurigen Wirklichkeit

[1]
Meldung von heute: „Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit 2001 nicht mehr. Mit einer Steigerungsrate von durchschnittlich 1,6 Prozent lag der deutsche Preisauftrieb 2004 zwar noch deutlich unter den 2 Prozent des Jahres 2001, aber ebenso deutlich höher als die 1,1 Prozent des Jahres 2003.

Und die Tendenz weist aufwärts: Im letzten Vierteljahr 2004 lag die Preissteigerungsrate bei knapp 2 Prozent. Das ist fast doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn und ein Zeichen dafür, daß die Inflation ganz allmählich ihr Haupt erhebt. (…) Der deutsche Verbraucher merkt das bei seinen täglichen Einkäufen und beim Blick in das Portemonnaie am Monatsende. Der Blick auf die Volkswirtschaft zeigt, daß die Entlastung der Arbeitnehmer durch die Steuerreform im vergangenen Jahr zur Gänze durch höhere Preise aufgezehrt wurde. Die Bruttolöhne und -gehälter stiegen nominal um 0,1 Prozent. Netto – unter Einschluß der Steuerreform – ergab sich ein Plus von 1,6 Prozent. Real, also unter Berücksichtigung der gleich hohen Inflationsrate, blieb den Arbeitnehmern auch netto nicht mehr in der Tasche. (…)“ Quelle: F.A.Z.-Preisbericht: Die Teuerung 2004 zehrte die Entlastung der Steuerreform auf; von Patrick Welter, 26. Januar 2005.

Diese Meldung liest sich wie „Inflation frisst Lohn“. Was aber ist „Inflation“? „Geldentwertung“? Sicher – aber wie: Unternehmer erhöhen ihre Preise. Was da laut Überschrift am Lohn „zehrt“, ist also nicht die anonyme „Teuerung“, sondern das Kapital in Gestalt der agilen Unternehmer mit ihrem unverbrüchlichen Profitstreben (und der Staat in Gesalt der Bundesregierung mit ihren verschiedenen Budget-Bedürfnissen).
Der Karikatur liegt übrigens dieselbe analytisch falsche Kapitalismus-/Kapitalistenvorstellung zugrunde: Wenn die Inflation ihre Zwille abschießt, dann hat das Kapital tatsächlich am wenigsten zu verlieren, denn es bleibt Eigentümer der Produktionsmittel…

  • [2]
  • [3]
  • [4]
  • [5]
  • [6]