Im Nachhinein interessant:
Die Bezugsgruppe meiner besten FreundInnen über die falsche Frage: Wer war schuld? (an den gewalttätigen Auseinandersetzungen während der Auftaktdemo in Rostock). Für die FAZ geht die größte Bedrohung aber nicht etwa von den Militanten im sog. Schwarzen Block aus, sondern von denen, die „die ‚begrenzte Regelverletzungen‘ für legitim halten“ (vgl. Ingos Kommentar im Linkslog). Gemeint sind also die Verfechter von Zivilem Ungehorsamen wie z.B. Block G8 oder die Bombodrom-Besiedlung. Hier schießen sich die organischen Intellektuellen der Vierten Gewalt bereits auf die nächste Zielgruppe von Grundrechteabbau ein und bereiten die nächste Runde der Entgrenzung staatlicher Terrorismushetze vor.
Dementsprechend trifft auch letztere die volle Breitseite von Polizeigewalt und Repression: Tief blicken (Archäologie des sexistischen Korpsgeistes) läßt die Photographie von Polizeigekritzel an einer Rostocker Wand. Physische Polizeigewalt belegt eine Sammlung bekannt gewordener Fälle von Polizeiübergriffen gegen Gipfel-GegnerInnen. Die politische Rolle der Polizei (Unterwanderung, Delegitimierung, Zerschlagung erfolgreicher sozialer Bewegung von Innen) zeigt der mittlerweile ausführlich und zweifelsfrei dokumentierte Fall der Enttarnung und Entfernung eines Zivis und Provokateurs aus einer der Sitzblockaden am Zaun. Sehr gelungen auch der ausführliche Überblick über die diversen Repressionen gegen die Gipfel-Proteste und der Bericht der Bewegung-Rechtsanwälte vom EA/Legalteam. Eine Sammlung mit Video-Links zur massenmedialen Berichterstattung [1|2] gibts gibt’s genause wie eine interessante Analyse zur Verbreitung von Falschmeldungen und Lügen und der Bedeutungslosigkeit von Richtigstellungen.
Zum Schluss noch hörenswert: Bundeskanzlerin Merkel über die Vorzüge politischer Gewalt. Und lesenswert schließlich im Rahmen der Dabatte um die Militanz am 2. Juni in Rostock ist vielleicht noch die Dokumentation eines kritischen Textes aus dem Schwarzen Block. Der Text wurde m.E. bei indymedia zu schnell weggepackt (wer schickt schon eine email, um einen Text zugeschickt zu bekommen) :
Militant – aber mit Verstand!
einzelne Militante 06.06.2007 00:00 Themen: G8 Heiligendamm
Ein fliegender Stein macht noch keinen revolutionären Sommer – einige Gedanken zu den militanten Aktionen vom 2.6.2007 in RostockZunächst haben uns die militanten Angriffe auf die unterschiedlichen Bulleneinheiten, mit denen zum Teil auch Gefangene befreit wurden, sehr gefreut. So konnten die Bullen bei ihren Angriffen auf Demonstrierende zurück gedrängt werden und mussten immer wieder Fersengeld geben.
An dieser Stelle ist es für uns zweitrangig, in wie weit die Bullen durch ihr provokantes Auftreten zu den Auseinandersetzungen mit beigetragen haben.
Genausowenig interessiert uns das Gejammer und Gehetze in den Medien sowie von Attac und Co., dass die Ausschreitungen angeblich der Grund wären, dass jetzt oeffentlich nicht mehr über Inhalte geredet werden würde. Seit wann werden denn Inhalte einer radikalen Linken im angemessenen Rahmen über die bürgerlichen Medien transportiert bzw. diskutiert? Unser politisches Ziel kann nicht darin liegen, in einem Friede-Freude-Eierkuchen-Brei unter zu gehen, dessen Forderungen nicht (wesentlich) über eine Streichung der Schulden hinausgeht. Und Spätestens seit dem letzten Wochenende hat sich ein Monty Schädel mit der Gleichsetzung der Anti-G8-Riots mit den pogromartigen rassistischen Angriffen auf MigrantInnen und Flüchtlinge 1992 in Rostock-Lichtenhagen endgültig disqualifiziert.
Die anfängliche Freude über die Ereignisse ging allerdings im Laufe des Tages verloren. Ein Teil der militant Agierenden war in der Durchführung der Aktionen verantwortungslos oder wurde im Laufe der Auseinandersetzungen zunehmend ungenaür. Wir denken nicht, dass die Leute zum Teil nur aufgrund ihres alkoholisierten Zustandes schlecht getroffen haben. So gab es am Ende des Tages etliche, die durch Steinwürfe so genannter eigener Leute verletzt worden waren. Einigen war es augenscheinlich egal, ob sie mit ihren Würfen andere Demonstrierende, Unbeteiligte oder auch Leute der Sanis oder des legal-teams verletzten. Und auch bei einzelnen in Mitleidenschaft gezogenen Objekten (wie z.B. der Kneipe, in der Unbeteiligte wie auch TeilnehmerInnen der Demo die dort Zuflucht suchten sich unter den Tischen verkriechen mussten) stellt sich die Frage, ob dort die Kriterien erfüllt wurden, die unserer Meinung nach militante Aktionen erfüllen sollten: Sei müssen politisch sinnvoll, vermittelbar und zielgerichtet sein.
Unserer Erfahrung nach ist es (oft) sinnlos, diese sinn- und ziellos Agierenden direkt an zu sprechen. Trotzdem müssen wir diese Aktionen versuchen zu unterbinden. Sie stellen nicht nur unsere eigene körperliche Unversehrtheit in Frage, sondern sind politisch absolut kontraproduktiv. Deshalb sind möglichst viele, ob selbst in dem Augenblick militant Agierende oder andere, gefragt, gemeinsam ein zu greifen und so dafür zu sorgen, dass irgendwelche (Polit)-Hooligans oder von Bullen eingesetzte Provokateure keine Chance haben.Für einen verantwortungsvollen Umgang mit Militanz
einzelne Militante aus nirgendwo
Quelle:
http://de.indymedia.org/2007/06/181829.shtmlVersteckter Artikel
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Und wer bis hierher durchgehalten hat, dem sei zur Belohnung das wirklich geistreiche, souverän-kritische Gespräch des Ober-Autonomen Geronimo mit der Jungen Welt ans Herz gelegt.