Varroa-Monitoring: Fehlversuch Puderzuckermethode

Das ist Eintrag 23 in der Serie "Bienenkiste".

Wie schon bei der OxalsĂ€urebehandlung im Winter angedroht, wollen wir den Varroamilbenbefall unserer Bienen messen und dokumentieren. Gestern am zweiten Sonnentag mit auch am Abend noch frĂŒhlingshaften 15°C starteten wir den ersten Versuch. Wir orientierten uns an den Empfehlungen des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen/Bieneninstitut Kirchhain (Adiz-Artikel als pdf) und der Konkretisierung fĂŒr die speziell fĂŒr die Bienenkiste.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Wir fanden 10 Milben auf 30g Bienen. Eigentlich ist das zu viel. Erst recht fĂŒr die Jahreszeit. Kirchhain empfiehlt ja schon ab 10 Milben auf 50g Bienen eine Behandlung – aber erst in den Monaten Juli, August und September. FĂŒr einen so frĂŒhen Zeitpunkt wie jetzt ist ein derartiger Milbenbefall von hochgerechnet 16,6 Milben auf 50g Bienen definitiv zu hoch. Wir mussten uns fragen: Ist der Stock wirklich zu Beginn der Saison schon so durchseucht von der Milbe? Wir waren schockiert.

Aber beim nochmaligen Revuepassierenlassen der Aktion fiel uns eine mögliche Fehlerquelle auf. Sie geht auf folgende Passage der Anleitung bei Bienenkiste zurĂŒck:

Am Boden sitzen bei einem krĂ€ftigen Volk eher 100-150g Bienen. Nehmen Sie eine Plastik-Kiste (z.B. die von der Ernte) oder eine Plastik-SchĂŒssel, die groß genug ist, dass man das Bodenbrett hineinstellen kann und stoßen Sie einmal krĂ€ftig auf. Alle Bienen fallen in die Kiste. Plastik-Kiste einmal auf der Ecke aufstoßen, dass alle Bienen sich in einer Ecke sammeln. Nun können Sie die Bienen in den SchĂŒttelbecher kippen. In der Anleitung wird ein Urinbecher als Messbecher empfohlen. Ich habe darauf verzichtet und kippe die Bienen direkt in den SchĂŒttelbecher und wiege ihn anschließend.

Unser Verdacht: Beim AbschĂŒtteln der Bienen vom Boden in die Plastikkiste, und beim ZusammenschĂŒtteln der Bienen in der Ecke der Plastikkiste und beim UmschĂŒtten von der Plastikkisten in den SchĂŒttelbecher gelangen nicht nur die Bienen und die AUF DEN BIENEN SITZENDEN Milben in den Untersuchungsbecher, sondern auch eine Anzahl bereits TOTE Milben, die zwischen den am Boden der Kiste sitzenden Bienen lagen. So erklĂ€rt sich auch der ganze andere MĂŒll, der mit der AusspĂŒlung des Puderzuckers zum Vorschein kam. Sogar eine tote StechmĂŒcke war dabei. Und die steckte sicherlich nicht im Pelz einer der Bienen.

Ich glaube, das Messergebnis von gestern ist nicht verwertbar. Es ist völlig unklar, wie viele tote Milben nach dem Winter (mit OxalsĂ€urebehandlung) auf dem Boden der Kiste lagen und wie viele von diesen toten Milben ĂŒber den oben beschriebenen Weg mit in die ZĂ€hlung gerieten. Vielleicht dokumentiert die ZĂ€hlung von gestern nicht einen aktuell hohen Befall der lebendigen Bienen im Stock, sondern die erfolgreiche OxalsĂ€urebehandlung von vor drei Monaten. Wir können es nicht sagen, es sei denn, unsere Milbenpathologie ermittelt doch noch den exakten Todeszeitpunkt der einzelnen Milben…

Unser Fazit: Es ist unerlĂ€sslich, die Bienen nach dem ZusammenschĂŒtteln in der Ecke der Plastikkiste, wie von Kirchhain empfohlen, mit einem Urinbecher „abzuschöpfen“ und erst ĂŒber den Umweg des Urinbechers in den SchĂŒttelbecher zu geben. Nur so ist gewĂ€hrleistet, dass wirklich nur Varroa in der ZĂ€hlung landet, die noch bis zur Bepuderung putzmunter auf einer Biene parasitiert hat.

Anbei die Bilderserie zum gestrigen Eingriff:


Nachtrag 25.3.2012, eine Woche spÀter:
Heute haben wir noch einmal Varroa gemessen. Diesmal mit Urinbecher zum Abschöpfen der Bienen aus der Plastikkiste und UmfĂŒllen in den SchĂŒttelbecher. Im von 25g Bienen abgeschĂŒttelten Puderzucker fanden wir keine einzige Milbe. Mit diesem Messergebnis fĂŒhlen wir uns in unserer Vermutung von letzter Woche bestĂ€tigt. Wir haben uns vorgenommen, ab jetzt monatlich eine derartige VarroazĂ€hlung vornehmen. Wie beim Gewicht der Kiste auch eine Tabelle:

Kiste 1
Kiste 2
Anmerkungen
Datumgemessene Werte: Anzahl Milben; Gewicht der bepuderten Bienen (Gramm)Varroa-Quotient
(Anzahl/50g)
gemessene Werte: Anzahl Milben; Gewicht der bepuderten Bienen (Gramm)Varroa-Quotient
(Anzahl/50g)
25. MĂ€rz 20120; 25g0
17. Juni 20121; 42g1,20; 63g0
6. August 20121; 42g1,2trotzdem AS-Behandlung vom 6. bis zum 16. August.

Nebenbei stellte sich uns bei all der Bienenabwiegerei die Frage: Was wiegt eigentlich eine einzelne Arbeitsbiene? en.wikipedia.org liefert eine erste Orientierung: knappe 100mg beim SchlĂŒpfen. Wir werden das prĂŒfen und bei Gelegenheit ein paar frisch gestorbene Bienen abwiegen. Lebendig sind sie zu wuselig zum exaken Wiegen…

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Ein Gedanke zu „Varroa-Monitoring: Fehlversuch Puderzuckermethode“

  1. Danke fĂŒr den Hinweis! Ich werde das in die Anleitung aufnehmen. Im Sommer ist diese grobe VerfĂ€lschung ĂŒbrigens nicht zu erwarten, weil die Bienen dann tote Milben selbst ausrĂ€umen und außerdem der natĂŒrliche Totenfall ein Bruchteil der Belastung der Bienen ist.
    Eine andere Möglichkeit, im FrĂŒhjahr ein falsches Ergebnis zu vermeiden, besteht darin, zunĂ€chst mal das Bodenbrett zu sĂ€ubern und dann an einem anderen Tag die Diagnose durchzufĂŒhren.

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