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Bienenwaage 2.0

Das ist Eintrag 2 in der Serie "Bienenwaage 2.0 [1]".

Die älteren Bienenwaageneinträge (2011 bis 2016) sind archiviert [2].

Die Technik rund um die Bienen ist für die kommende Saison komplettüberholt. Derzeit läuft sie noch im Testbetrieb zuhause. In den nächsten Tagen steht die Auswilderung an.

Zunächst das neue Gehäuse. Bilder sagen mehr als Worte.

 

Und es geht weiter mit neuem Standort, neuer Funkanbindung, neuen Sensoren, neuer Software, neuer Open-Source-Community, die die DIY-Bienenwaagen-Entwicklung kollektiv weitertreibt, neuer Kurvendarstellung [8] (die alte Kurve [9] wird es auch weiterhin und mit den neuen und aktuellen Werten geben) und schließlich: neuer Perspektive.

Neuer Standort und Funkanbindung

Über den Umzug an den neuen Standort habe ich ja schon berichtet [10]. Dort muss ich die Bienenwaage mangels Wlan in der Nähe jetzt per GSM (D1-Netz) ins Internet bringen. Das erledigt OpenWrt [11] auf dem Dragino-Yun-Shield [12] auf dem Arduino Uno. Mit einer Datenflat für 2 Euro im Monat ist das gerade noch verkraftbar. Durchs Händinetz geht es per OpenVPN zu in-berlin.de [13], wo ich auf dem Server meine Daten verarbeite.

Angesichts des GSM-Sticks in unmittelbarer Bienenstocknähe lässt sich die Wirkung von Elektrosmog auf Bienen diskutieren:

http://www.heise.de/tp/artikel/25/25084/1.html [14]
https://www.diagnose-funk.org/themen/mobilfunk-versorgung/umwelt-landwirtschaft/mobilfunkstrahlung-beeintraechtigt-bienen [15]
http://www.bienenarchiv.de/forschung/2002_hf-felder/hf_felder.htm [16]
http://www.bienenarchiv.de/forschung/forschung_uebersicht.htm [17]
http://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2013/fup_13_060/index.html [18]
https://royalsocietypublishing.org/doi/pdf/10.1098/rspb.2013.0528 [19]

Mittelfristig werde ich versuchen, die Betreiber eines der einstrahlenden Wlans in der Nachbarschaft ausfindig zu machen und den Netzzugang darüber zu realisieren. Wenn wer jemanden mit wlan kennt: Es geht wohl vor allem um den Abschnitt Wiener Str. zwischen Liegnitzer und Glogauer und u.U. auch nördlich des Parks in der Görlitzer zwischen Oppelner und Falckensteinstraße. Wenn wer jemanden mit Wlan in den Vorderhäusern dort kennt: Ich würde mich über Verkontaktierung freuen.

Neue Sensoren

Ich werde in beiden Kisten an einem zentralen Punkt auf der Bodenplatte innerhalb der Beute Luftfeuchtigkeit und Temperatur messen (mit DHT22-Sensoren [20]).

Die Helligkeit logge ich mit einem TSL2591. Grundsätzlich funktioniert das schon, allerdings beobachte ich noch unregelmäßige Ausreißer [21].

Neue Software

Die Software für die Bienenwaage ist jetzt leichter auf dem je aktuellen Stand und in ihrer Entstehungsgeschichte zu verfolgen: bei GitHub [22].

Neben den neuen Sensoren und der Bestückung der Hiveeyes-Datenbank ist neu, dass alle Messergebnisse auch lokal an den Bienenkisten auf eine SD-Karte geschrieben werden. Damit gehen keine Werte mehr verloren, wenn aus irgendwelchen Gründen kein Netzkontakt besteht oder Server-Down herrscht. Die fehlenden Werte kann ich lokal bergen und nachträglich manuell einflicken.

Hiveeyes-Community

Schließlich bin ich nicht mehr alleine. Andere hatten ähnliche Ideen und den gleichen Ansatz von offener, kollaborativer Produktion einer Bienenwaage. Die haben sich jetzt vor einiger Zeit schon zusammengetan in der Entwicklungs-Community Hiveeyes [23], mit Forum [24], GitHub-Repo [25] und Mailingliste. Die Gruppe ist mittlerweile international und integriert Frickler wie mich, technikaffine Imker, imkereiaffine Freie-Software-Programmierer, Funkenthusiasten und echte universitäre Bienenforscher. (Die männliche Form in dieser Reihung entspricht leider der derzeitigen Realität, die ich nicht schönen will durch geschlechtsneutrale Formulierung – bis auf eine Ausnahme in Holland, wenn ich mich richtig erinnere.)

Neue Kurvendarstellung

Hiveeyes betreibt auch einen eigenen Server für die Erfassung, Speicherung und Darstellung der Sensordaten. Auf Hiveeyes gibt es jetzt meine Bienenwaagendaten auch [8], und zwar in einer stark aufgehübschten Anmutung.

Neue Perspektive

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Der aktuelle Snapshot von der Live-Beecam

Nachtrag 22.3.17: Die Live-Beecam. Weil mir in den letzten Wochen mehrfach das Dach weggeflogen ist, will ich ab und zu einen Blick auf die Kisten werfen. habe ich Spanngurte angebracht [27]. Ansonsten reicht ja ein Blick auf die Gewichtskurve, um zu sehen, ob das Dach weggeflogen ist. Daher gibts jetzt auch ein Kameramodul an in der Bienenwaage: Die USB-Kamera ist am bisher noch freien zweiten USB-Port des Dragino Yun angeschlossen, mjpg_streamer [28] im OpenWrt [29] schreibt alle paar Minuten ein Bild auf die SD. Von dort zieht sich das php-Skript [30] von euse.de aus das je aktuelle Bild und stellt es online [31]. – Und natürlich die …

Weltrevolution.

Naja. Spaß beiseite. Realistisch geht’s jetzt darum, ein flächendeckendes, engmaschiges Netz an verdateten Bienenstöcken zu knüpfen, die als Umweltsensoren und -alarmgeber funktionieren. Bienen als Umweltspäher [32]: Konzeptionell ist das sehr schön an der FU aufgearbeitet. Erste Prototypen existieren dort. Unser Beitrag: die Schaffung der Voraussetzungen für die Vermassung dieses Konzepts, nämlich auf DIY-Basis mit günstiger Hardware, Freier Software und Open Data. In Potsdam, München, der Region Aachen und auf Sardinien gibt es schon Kolonisten…

Szenario: Ein Agrokonzern bringt über Gebühr Pestizide aus, die Bienen registrieren dies natürlich, es schlägt sich in ihren Vitaldaten nieder, die erfasst werden. Die Abweichung vom Normalgeschehen führt zu einem Alarm, Ort und Zeitpunkt der Landvergiftung lassen sich in nahezu Echtzeit festhalten, der Insektenmörder vielleicht sogar noch auf frischer Tat stoppen. Auf jeden Fall wird es nicht mehr Monate dauern, bis nach einem größeren Bienensterben in Folge von Pestizideinsatz wie CHECK in Südwestdeutschland Daten und Fakten den Hergang der Vergiftung eindeutig rekonstruierbar machen.

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