Wirtschaftswunder dank Zwangsarbeit

Der Zusammenhang zwischen NS-Zwangsarbeit und deutschem Nachkriegswirtschaftswunder ist weitgehend unbekannt. Der national-selbstgefällige Mythenkomplex von Marshallplan und deutschem Wiederaufbaufleiß überlagern das vereinzelte Wissen um die erfolgreiche Kapitalakkumulation auf der Basis von Zwangsarbeit vor 1945 und ihre bruchlose Verwertung nach 1945.

Daher finde ich es wichtig, dass der Beitrag

„Zwangsarbeit und Wirtschaftswunder“

von Herbert Schui in den Blättern für deutsche und internationale Politik 2/2000 nicht im nur für Abonnenten zugänglichen Archiv sein digitales Dasein fristet. Information will frei sein.

Wahlen am Bankschalter

Bis zum 31.12.1989 gabs in der BRD ja für DDRlerInnen das Begrüßungsgeld.
An den Auszahlungsschaltern der Banken und Sparkassen Westberlins und der BRD fand also zwischen dem 9.9.1989 und dem 31.12. die eigentliche Abstimmung über das Schicksal der DDR statt.
Jetzt meine Frage an die Statistiker unter Euch: Wie ging die Wahl aus? Wieviel Prozent der Einwohner der damaligen DDR haben tatsächlich bis zum 31.12.1989 ihr Begrüßungsgeld abgeholt??

Alltägliche Verschleierung der traurigen Wirklichkeit


Meldung von heute: „Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit 2001 nicht mehr. Mit einer Steigerungsrate von durchschnittlich 1,6 Prozent lag der deutsche Preisauftrieb 2004 zwar noch deutlich unter den 2 Prozent des Jahres 2001, aber ebenso deutlich höher als die 1,1 Prozent des Jahres 2003.

Und die Tendenz weist aufwärts: Im letzten Vierteljahr 2004 lag die Preissteigerungsrate bei knapp 2 Prozent. Das ist fast doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn und ein Zeichen dafür, daß die Inflation ganz allmählich ihr Haupt erhebt. (…) Der deutsche Verbraucher merkt das bei seinen täglichen Einkäufen und beim Blick in das Portemonnaie am Monatsende. Der Blick auf die Volkswirtschaft zeigt, daß die Entlastung der Arbeitnehmer durch die Steuerreform im vergangenen Jahr zur Gänze durch höhere Preise aufgezehrt wurde. Die Bruttolöhne und -gehälter stiegen nominal um 0,1 Prozent. Netto – unter Einschluß der Steuerreform – ergab sich ein Plus von 1,6 Prozent. Real, also unter Berücksichtigung der gleich hohen Inflationsrate, blieb den Arbeitnehmern auch netto nicht mehr in der Tasche. (…)“ Quelle: F.A.Z.-Preisbericht: Die Teuerung 2004 zehrte die Entlastung der Steuerreform auf; von Patrick Welter, 26. Januar 2005.

Diese Meldung liest sich wie „Inflation frisst Lohn“. Was aber ist „Inflation“? „Geldentwertung“? Sicher – aber wie: Unternehmer erhöhen ihre Preise. Was da laut Überschrift am Lohn „zehrt“, ist also nicht die anonyme „Teuerung“, sondern das Kapital in Gestalt der agilen Unternehmer mit ihrem unverbrüchlichen Profitstreben (und der Staat in Gesalt der Bundesregierung mit ihren verschiedenen Budget-Bedürfnissen).
Der Karikatur liegt übrigens dieselbe analytisch falsche Kapitalismus-/Kapitalistenvorstellung zugrunde: Wenn die Inflation ihre Zwille abschießt, dann hat das Kapital tatsächlich am wenigsten zu verlieren, denn es bleibt Eigentümer der Produktionsmittel…

OS X System Profiler

Heute nacht hab ich den System Profiler entdeckt. developer.apple.com: „Der System Profiler bietet Informationen über die Computersoftware und die installierten Hardwaregeräte. Enthalten sind Informationen über die Version der verwendeten Systemsoftware, wie viele und welche Arten von Geräten am Computer angeschlossen und welche Anwendungen installiert sind. Die vom Apple System Profiler gelieferten Informationen können vor allem bei dem Versuch einer Reproduktion eines bestimmten Problems von unschätzbarem Wert sein.“ Und ein Problem hatte ich tatsächlich: nämlich mit den unterschiedlichen Ländercodes in meiner DVD-Sammlung. Aber davon ein andermal mehr…

Tocotronic: neue Platte

Früher hätte ich gesagt – erfreut ausgerufen: Tocotronic hat eine neue Platte gemacht! Naja. Auf jeden Fall ham sie neue Lieder gemacht, nach ihren Vorstellungen zusammengestellt und dem ganzen einen Namen gegeben: „Pure Vernunft darf niemals siegen“. Offener war die Reminiszenz an alte Kritische Theorie und Dialektik der Aufklärung noch nie. Jetzt hab ich die Lieder auch schon alle mal angehört und sie sind gut. Inhaltlich bleibt – jenseits der Anspielung – alles kryptisch, bestenfalls kodiert – ich werde sehen, was sich mir im Lauf der Zeit entschlüsselt. Eines haute mich jedoch fast um: Es gibt ein Lied, das heißt „Alles in allem“ und irgendwann im Refrain verschiebt sich die Formulierung: Dann heißt es „Alles für alle!“. Musikalisch sind sich die Jungs im untergründig manisch gitarrisch Treibenden treu geblieben. Trotz der zweiten Gitarre, die hinzugekommen ist und all dem, was über mehr Kunstfertigkeit usw. geschrieben wird. Ist zwar kein Grunge mehr. Aber Grunge kann keiner auf Dauer machen. Kurt C. hats probiert und gezeigt, wohins führt…

Standardüberwachungsschnittstelle geschaltet!

seit 1.1.05 ist ja eine feste email-überwachungsschnittstelle für den staat bei den grossen providern obligatorisch. d.h. staat kann schnüffeln, ohne dass es der provider oder der email-nutzer überhaupt mitkriegen.

zeit also mit der benutzung von verschlüsselung anzufangen. briefe stecken wir ja auch in umschläge.

also hab ich heut mit zwei bekannten einen kleinen pgp(PrettyGoodPrivacy)-workshop gemacht. ich hab die neue, bequeme pgp-programmversion 8.1 mitgebracht. die gibt es kostenlos und legal im netz. doch es tauchte wieder die frage auf: sind die neueren versionen von pgp denn sicher? hat da nicht nach version 6.5.1 der quellcode nicht mehr vorgelegen, könnte es sein, dass es da im programm hintertüren gibt? diese fragen stellt sich auch der sicherheits-faq-katalog von comp.security.pgp.

nach einer webrecherche meine ich sagen zu können: mag sein, dass es in der folge von 6.5.1 einige gründe gab, lieber auf zwar umständlicher zu händelnde aber offene gnu-alternative gpg (GnuPrivacyGuard) zu setzen als auf die nachfolger aus dem hause pgp. das muss allerdings denen, die mit pgp geld verdienen wollten, zu denken gegeben haben. ergebnis war, dass es spätestens seit pgp-version 8.1 wieder von der Firma direkt die Quelltexte gibt. wenn es also hintertüren gibt in 8.1, dann findet die auch irgend so ein nerd und wirds dann auch rausposaunen, denn dann ist er ein gemachter mann (oder eine gemachte frau). wenn nicht dann nicht.

fazit: pgp 8.1 ist wegen des veröffentlichten quellcodes theoretisch ebenso sicher wie die aktuellen gpg-versionen, aber bequemer zu installieren und zu bedienen.

ps: großbritannien ist der einzige staat, indem mensch gesetzlich gezwungen werden kann, seinen pgp-schlüssel resp. sein passwort rauszugeben (mehr >>>). in solch einer repressiven situation hätte ich meines bestimmt vergessen. ob dann die folter kommt??

Frohes neues Jahr!

Alles wird immer repressiver und autoritärer (ausser wir). Demnächst werden wahrscheinlich auch noch unsere Irismerkmale, genetischen Fingerabdrücke und Lieblingsfarben auf dem maschinenlesbaren Ausweis gespeichert.

Für mehr Flexibilität im Umgang mit Fingerabdrücken wenigstens sorgt jetzt eine Antwort des ChaosComputerClubs auf eine der Fragen, die sich nicht nur dem USA-Reisenden stellen: „Wie können Fingerabdrücke nachgebildet werden?“

Ente gut, alles gut

Entenbraten / Roast duckKomm ich heut in den Bio-Laden, will bisschen Interim lesen und bei der Gelegenheit die Weihnachtsente abholen, erzählt mir die Kollektivistin: „Die Sachsenenten, von denen Du eine bestellt hast, sind alle entführt worden.“ Krass, denk ich. Dann mein zweiter Gedanke: Dass die Enten da einfach so mitgehen, wahrscheinlich mitten in der Nacht in einen wildfremden Lieferwagen. Die müssen doch bei dem bleiben, der sie die ganze Zeit gefüttert hat. Wie verlädt man bloß heimlich eine Herde Enten? Warum schnattern die nicht einfach laut los? Blöde Enten. Nach kurzer Denkpause der dritte Gedanke: Vielleicht sind die Enten gar nicht so doof und sie sahen in der Entführung ihre letzte Chance, dem Halsabschneider zu entkommen, der sie die ganze Zeit gefüttert hatte und ihnen ja doch nur fürs fette Weihnachtsgeschäft den Hals rumdrehen wollte. Hm. Ende des dritten Gedankens. Sanftes Hinübergleiten zum vierten Gedanken (Gedanken lassen sich manchmal nicht sauber voneinander trennen. Vor allem wenn das Denken so Schlag auf Schlag geht wie in der beschriebenen Extremsituation im Bio-Laden. Ok. Nicht abweichen. Das ist nicht nur beim Denken sondern auch beim Schreiben verhängnisvoll.) Also mein vierter Gedanke: Die armen Enten. Wie sollnse auch ahnen, dass es dem nächtlichen Entenentführer wohl kaum um ihr Wohl und ihre Freiheit geht. Enten wissen ja nichts von Konkurrenz und Eigentum und Entendiebstahl. Bevor dieser vierte Gedanke sich mit grundlegender Kapitalismuskritik und niederschmetternden Anthropologisierungen des Bio-Bauerntums vereinen und in ernsthafte Zweifel an der Ökonomie der ökologischen Landwirtschaft münden kann, unterbricht die Bio-Laden-Kommunardin den Gedankenfluss: „Aber wir haben rumtelefoniert und Ersatz aufgetrieben. Ist jetzt eben keine Sachsenente, sondern eine Flugente.“ Vielleicht isses ja wirklich besser so, denk ich noch und mach mich auf die Suche nach den Linsen. Die waren zum Glück nicht entführt worden.

Sample-Universum

jeder hiphop-track ist ein sample- und verweisuniversum.

für „paul’s boutique“, die beastie boys platte von 1989, hat irgendein freak eine website gemacht, die das mal nachzeichnet und diese ecke des hiphop-universums damit auch für uneingeweihte wenigstens erahnbar macht. wer ‚paul’s boutique‘ irgendwo rumliegen hat, sollte sich mal einlassen drauf: Paul’s Boutique Samples and References List