Drumpfinator

KĂ€mpferisches zu den US-Vorwahlen von Last Week Tonight: Die  StĂ€rke des aktuell fĂŒhrenden republikanischen Kandidaten im US-Vorwahlkampf bestehe darin, aus seiner Persönlichkeit eine Marke gemacht zu haben, die ausschließlich fĂŒr Erfolg steht. Um zu verhindern, dass ein Unberechenbarer US-PrĂ€sident wird, gelte es diese Marke zu zerstören, so die Analyse von John Oliver in seiner Show. Und er bietet gleich noch einen ganz praktischen Beitrag zu diesem Zerstörungswerk zum Download und Weiterempfehlen: den Drumpfinator, ein Firefox-Plugin (auch fĂŒr Chrome), das alle Erscheinungen von T-r-u-m-p durch Drumpf ersetzt, den Familiennamen vor der Einwanderung im 19. Jahrhundert. Danke, Gwenda Blair fĂŒr die Namensrecherchen, Danke John Oliver fĂŒr die Initiative donaldjdrumpf.com. (Großartig ĂŒbrigens auch seine Show zum Thema Migration and Refugees; schon etwas her, aber trotzdem der ErwĂ€hnung wert.)

Amanda Palmer rĂŒhrt mich

Nicht mit ihrer Musik, die ist lebendig und erzĂ€hlt wirklich gute Geschichten (z.B. Oasis oder Runs In The Family). Sondern mit ihrem GeschĂ€ftsmodell. Wenn ich mich darauf einlasse, dann sehe ich den Ansatz einer neuen Produktionsweise, nicht mehr ĂŒber einen Markt vermittelt sondern ĂŒber ein Netz des unmittelbaren In-Interaktion-Tretens von BedĂŒrfnissen. Sie selbst kann das – wie gesagt – am besten erzĂ€hlen: In einer ungewöhnlichen Preisrede (u.a. mit Untertiteln in deutscher Sprache). Wenn wir dafĂŒr vielleicht auch noch selbstorganisierte, nicht-ĂŒberwachte Netzwerkinfrastrukturen verwenden, dann kommen wir weiter.

Wer nicht lesen will, muss hören

RynnekeDietmar Dath hat zwei seiner BĂŒcher, mit denen er mich literarisch am Leben hĂ€lt, zum Hören online:

Die Abschaffung der Arten spielt als Science Fiction in einer Welt, in der sich die verschiedenen nicht-menschlichen Lebensformen die VerfĂŒgungsgewalt ĂŒber die sie konstituierenden Informationen (abgelegt in ihren Genen) angeeignet haben. Das fĂŒhrt zu irren Möglichkeiten und Verwirrungen und zu ganz neuen Ebenen, auf denen die ganzen alten KĂ€mpfe (etwa um Emanzipation vs. Herrschaft) ausgetragen werden.

Wer das nicht will oder schon hat, fĂŒr den oder die gibts auch noch den dicksten Dathschen Brocken zum Durchhören: FĂŒr immer in Honig, ein sozialrevolutionĂ€res Endzeit-Zombie-Drama.

Acid Pauli

Eine Handvoll höchste hörenswerter DJ-Sets von Acid Pauli aka Console aka Martin Gretschmann, the „universal scholar of pop“ (so die SĂŒddeutsche neulich mal ganz passend): http://acidpauli.pushtopull.org/files/, auf keinen Fall versĂ€umen: die fĂŒnf Teile von Mit Gummistiefeln durch den Bach stelzen, großartig: der Übergang von Teil 3 nach Teil 4. Wie dieses Only You aus dem ewigen Loop irgendwann herausklingelt. Schade dass genau an dem Übergang der File geschnitten ist.

Bienen bauen Vase

Kunst/Design treibt schrĂ€ge BlĂŒten:

Die Bienenvase im Bau und zurechtgeschnitten fĂŒr eine Designshow

Libertiny calls the process “slow prototyping” – it took 40,000 bees a week to make the vase. Since the bees get aggressive when they are interrupted, Libertiny had to guess when it was time to remove the vase.

Der Staat ist doof und stinkt

Musik aus Dortmund, zum Verbot des antifaschistischen Camps in eben dieser Stadt – aus einer anderen Zeit. Das Haus, wo die Band damals gewohnt hat, wurde ihnen damals, in der guten alten Zeit, wegen dringlichem Hoeschausbau abgerissen, trotzdem es von Beuys als Kunstwerk signiert war. Der Hoesch hat lange schon Schicht. An seiner Stelle befindet sich jetzt etwas Wiese zwischen jeder Menge Strassen und WohnschrĂ€nken. In Dortmund wurden in den letzten Jahren 5 Menschen von Nazis ermordet – mehr als in jeder anderen Stadt in diesem Land. „Der Staat ist doof und stinkt“ weiterlesen

Zur Schwarmintelligenz

Wikipedia weiß: Schwarmintelligenz ist ein emergentes PhĂ€nomen: Spontan bilden sich neue Eigenschaften oder Strukturen auf der Makroebene eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente. Die bienenwissenschaftliche Fachzeitschrift Apidologie („The Leading Journal Devoted to Bee Science“, vgl. Liste mit Bienenzeitschriften) kĂŒmmert sich in einer Spezialausgabe um die Grundlagenforschung zur Schwarmintelligenz der Bienen: Information flow and group decision making in social bees. Und Swarmation simuliert das ganze fĂŒr SchwĂ€rme von Onliner_innen auf Pixelbasis: sehr lustig. Auch lustig, aber anders, ist, wie das neoliberal-hippe Wirtschaftsmagazin brand eins in zwei Artikeln die NaturverhĂ€ltnisse zwischen den Bienen auf die menschliche (sprich: kapitalistische) Wirtschaft projeziert und damit nicht nur letztere naturalisiert, sondern erstere auf ihre Rolle als ökonomischer Faktor reduziert: Der „Superorganismus“ wird unter der Rubrik „Was Unternehmern nutzt“ abgehandelt und in einem weiteren Artikel „FĂŒhrungskrĂ€ften“ das „Vorbild Biene“ empfohlen.

Wer guckt eigentlich noch TV

Drei Videos, die ich beim besten willen nicht im Youtube-Nirvana verschollen gehen lassen kann: 1. ein antikolonialer Agitprop-Animationsstreifen: x3: Lieber Afrikaner (directors cut), 2. ein erschĂŒtterndes Dokument aktueller Entwicklungen im suburban-kleinstĂ€dtischen Jungend-Subkulturbereich: roller karussell, und ein ergreifender Beitrag zur Integrationsdebatte aus dem Genre „misheard lyrics“: Deutsch – TĂŒrkisch / Keks! Alter Keks! Übersetzung LUSTIG!