Soweit isses schon: Unterschreibt folgende Petition!

Jetzt bau ich mir extra ein Lastenrad und dann kommen die Strategen fĂŒr die Verkehrswende bei der Bahn mit einen Lastenfahrradverbot um die Ecke! (GĂŒltig seit dem 1.8.2019.) Im April dieses Jahres ist die Bahn selbst ins GeschĂ€ft mit dem Verleih von eCargobikes eingestiegen. Nachtigall ick hör dir trapsen. Bevor ich weiter ausfĂ€llig werde oder gar zu weniger legalen Sachen auffordere:

 

Nachtrag 21.8.19: Aber Soldaten dĂŒrfen ab demnĂ€chst mitfahren und zwar entgeltfrei. Die Uniform gilt als Fahrausweis. Das Ministerium fĂŒr Vorbereitung und DurchfĂŒhrung von Kriegen („Verteidigungsministerium“) zahlt dafĂŒr eine symbolische Pauschale (vgl. IMI) von etwa 20 Euro pro Soldat und Jahr. Zum Vergleich: Die BahnCard 100 kostet Otto-Normal-Zivilst jĂ€hrlich 4.395 (in Worten: ViertausenddreihundertfĂŒnfundneunzig) Euro. Ich frage mich, ob auch der blutverschmierte Kittel eines Schlachters durchgehen wird.

OK, nichts gegen Leute, die beruflich Tiere schlachten, eine meist skandalös unterbezahlte BeschĂ€ftigtengruppe. Im Ernst: KindergĂ€rtner_innen werden durch Fahrscheinkontrollen von ihrer Betreuungsaufgabe abgehalten, von den ganzen anderen gesellschaftsrelevanten Berufsgruppen will ich gar nicht erst anfangen, denn richtig wĂ€re: Alle tragen mit jeder Fahrt in der Bahn zur Reproduktion von Gesellschaftlichkeit bei. Die Angehörigen der Armee dabei noch am wenigsten. Daher kann nur fĂŒr alle gelten, was da jetzt zugunsten der UniformtrĂ€ger und -trĂ€gerinnen vereinbart worden ist: Entgeltfreier öffentlicher Verkehr, egal ob mit, aber besser ohne Uniform, egal ob mit oder ohne Lastenfahrrad!

Zu Protokoll (Ohne mich III)

Fast genau heute vor 80 Jahren, die Konferenz von Évian: Dort berieten die Vertreter von 32 Nationen und 24 Hilfsorganisationen ĂŒber das Problem der rapide ansteigenden FlĂŒchtlingszahlen von Juden aus Deutschland und Österreich. Die Konferenz endete weitgehend ergebnislos, da sich außer der Dominikanischen Republik alle Teilnehmerstaaten weigerten, mehr jĂŒdische FlĂŒchtlinge aufzunehmen. Viele Zeitzeugen und Historiker sehen in Evian ein moralisches Versagen der westlichen Demokratien, da ein anderer Ausgang viele Juden vor der Ermordung im Holocaust hĂ€tte bewahren können. „Zu Protokoll (Ohne mich III)“ weiterlesen

Linke Opposition nicht aufgeben, sondern stÀrken

Und nach all dem Bienenkram der letzten Wochen: mein Wort zum Bundestagswahljahr 2017 als Leseempfehlung. Der Text, dem das folgende Zitat entnommen ist, hat mir das versteinernde Herz erweicht:

Vielleicht wĂŒrden unter »R2G« die deutschen imperialistischen Interessen vorerst subtiler verfolgt, könnten Hartz-IV-Bezieher mit etwas milderen Sanktionen rechnen, könnte die gesetzliche Rente etwas langsamer an die Finanzindustrie verhökert werden, hĂ€tte der »Green New Deal« ein paar mehr regierende FĂŒrsprecher – solange nichts von alledem dem »Wirtschaftsstandort Deutschland« schadet. Auch das »Aufstehen gegen Rassismus« fĂ€nde in Regierungskreisen allgemeinen Anklang, solange nur den gesellschaftlichen Ursachen der Rechtsentwicklung nicht auf den Grund gegangen wird. Mit dem beschworenen »linken Politikwechsel« hat all das wenig zu tun – umso mehr aber mit der Paralyse echter Opposition. Weiterlesen

Werbeblock: Die Welt hacken

luxSnowden, NSU, Facebook, Google? Arrrgh! Das smarte Phone abschalten und aus dem Fenster werfen (wie einst den Fernseher?) – oder doch irgendwie clever oder gar subversiv nutzen? Weder noch! Warum diese GegenĂŒberstellung falsch ist, zu nichts fĂŒhrt und was vielleicht stattdessen eine Diskussion wert wĂ€re, argumentiert „Die Welt hacken“ durch. Auch der Rest des Themenhefts Smarte Neue Welt der Zeitschrift LuXemburg ist interessant und nicht nur online lesbar, sondern auch kostenlos bestellbar.

Imkerliches zum Abgas-Skandal

what ifNeulich hatte ich einen friedenspolitischen Grund fĂŒr den Ausstieg aus dem fossilistischen, d.h. erdölbasierten oder -orientierten Kapitalismus geliefert. Heute gibt’s einen imkerlichen Grund fĂŒr den gesamtgesellschaftlich zu organisierenden Umstieg auf nicht-fossilistische MobilitĂ€tslösungen, damit wir nicht bei gut gemachten SelbstbastelansĂ€tzen hĂ€ngen bleiben: Der sogenannte VW-Abgasskandal. Weiterlesen

Klimawandelgewinner

Zwergohreule
Zwergohreule
Autillo“ by Álvaro RodrĂ­guez Alberich  CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons.

In diesem FrĂŒhjahr nahm ich ihn zum ersten Mal bewußt wahr: Einen mir exotisch klingenden, monotonen Pfeifton, regelmĂ€ĂŸig wiederkehrend – gefĂŒhlt alle 20 Sekunden, teilweise mit gleichklingendem aber weiter entferntem Echo. Eher in den Abend-, Nacht- und frĂŒhen Morgenstunden. Jetzt bin ich dem PhĂ€nomen mit Vogelstimmenvergleichen im Netz auf den Grund gegangen und bin sehr sicher, dass es sich um den Ruf der Zwergohreule handelt (nein: die App, die das automatisch macht, gibts noch nicht…). Weiterlesen

Ohne mich! (II)

facebookBeste Genossen und Genossinnen, wenn ich nicht mehr zu einer Demo gehen kann, ohne vorher auch noch bei Facebook Daten abgeben zu mĂŒssen beim Versuch, Genaueres zu erfahren zu Wo Wann Was, dann mĂŒsst Ihr eben ohne mich demonstrieren gehen. Eure Form schließt mich aus, auch wenn ich den Inhalt dringlich finde: Eben fĂŒhrt mich meine Suche (duckduckgo „demo oxi köln griechenland“) auf die passende Blockupyseite. Soweit, so gut. Diese jedoch leitet ihre Leser_innen ins Facebooknetz weiter, von 20 örtlichen Demos sind 19 per Facebook verlinkt, nur Bochum nicht. FĂŒr die wirklich wichtigen Informationen (nichts gegen Bochum!) gibt es also nur noch Links ins Facebook-Netz (vgl. Screenshot). Ob die Facebook wenigstens zahlen lassen? FĂŒr die Lautis vielleicht oder fĂŒr Winkelemente? Oder gibts sowas heute gar nicht mehr, weil RedebeitrĂ€ge nur noch getwittert werden und die Leute eh nur noch ihre ach so smarten Phones in die Luft halten? Ich weiß es nicht. Aber falls sich wer fragt, was ich dagegen habe, dass Facebook das Internet einsaugt, hier lang.

Facebook umsurfen

Die taz macht einen Schwerpunkt und formuliert Facebook-Kritik vom Standpunkt des souverĂ€nen Konsumenten aus. nadir.org, „eins der Urgesteine des deutschen Digital-Aktivismus“ (Anne Roth), erklĂ€rt darĂŒber hinausgehende GrĂŒnde fĂŒr die Abschaltung von Facebook. Die Argumentationen von taz und nadir unterscheiden sich an entscheidender Stelle. Merkts wer? Egal: Zeit fĂŒr einen Facebook-Dislike-Button auf dem moisblog!

Und fĂŒr die Unken, die Kritik immer nur hören wollen, wenn sie gleich ganz konstruktiv mit neuen VorschlĂ€gen einhergeht: Safebook! Durch die Verbindung von Open Source und peer-to-peer liegt da informationelle Selbstbestimmung schon im Softwaredesign und nicht erst in den Einstellungen der BenutzerInnen und der Selbstverpflichtung des Betreiberkonzerns. Der ursprĂŒngliche, akademische Ansatz von Safebook geht derzeit in MatchUpBox auf. Mal sehen, ob die Idee privatisiert und kommerzialisiert wird oder wie sich das entwickelt…

Nachtrag 2018: Die Kritik ist aktuell wie eh, der konstruktive Vorschlag ist nicht mehr aktuell. Hier eine aktuelle Liste von Facebook-Alternativen.
Mein derzeitiger Favorit: Retroshare.
Und Buchtipp: Facebook entkommen!

Bayer: Profit mit Bienensterben

Foto: GLOBAL2000
Creative Commons License Foto: GLOBAL2000

Ein sehenswerter Dokumentarfilm widmet sich dem „Geheimnis des Bienensterbens“. Auch die „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ schlĂ€gt Alarm. Einer großen Anzahl auch neuester Studien zum Trotz verursachen laut Chemie-Multi Bayer aber nicht etwa die hauseigenen Pestizide das millionenfache Bienensterben. Die Verantwortung dafĂŒr trage vielmehr die böse Varroamilbe. Dabei wird höchstens umgekehrt ein Schuh daraus: Weil die Agrochemikalien die Tiere so schwĂ€chen, bieten sie den Parasiten eine wehrlose AngriffsflĂ€che. Aber der Global Player im GeschĂ€ft mit den Ackergiften wehrt sich gegen diese Einsicht nicht nur, um die Vermarktungschancen fĂŒr Confidor & Co. nicht zu gefĂ€hrden. Er hat noch einen zweiten Grund dafĂŒr. Mit dem Pyrethroid „Bayvarol“ (Wirkstoff: Flumethrin), das er unter dem Slogan „Gesunde Bienen“ (Update 2023: Die Subdomain funktioniert 10 Jahre spĂ€ter nicht mehr. Greenwashing lĂ€uft jetzt ĂŒber BiodiversitĂ€t und Wildbienen. Update Ende.) zur Varroabehandlung feilbietet, gibt er vor, das passende Mittel gegen den Milben-Befall parat zu haben. So sind die armen Bienen den Bayer-Giften gleich doppelt ausgeliefert, und das Aktienunternehmen kann aus den Folgen seiner eigenen rĂŒcksichtslosen GeschĂ€ftspolitik mit der Agrochemie ein zweites Mal Profit schlagen. Die Milben indessen stellen sich bereits auf Bayvarol ein und bilden Resistenzen aus. Ließe man stattdessen die Bienen in Ruhe, verschonte sie vor Pestiziden, wandelte die Monokulturen in kleinteiligere Pflanz- und BlĂŒhflĂ€chen, dann wĂŒrden sich bienenseitig Resistenzen gegen die Milben ausprĂ€gen und verbreiten. Letzteres verhindert aber die zunehmende Industrialisierung der Imkerei mit ihrer rein ertragsorientierten, technischen Königinnenbefruchtung und dem daraus resultierenden Niedergang der biologischen DiversitĂ€t innerhalb der Bienenpopulationen, wie der Dokumentarfilm am Beispiel des BestĂ€ubungsgeschĂ€fts in der kalifornischen Mandelindustrie zeigt.

Peer2Peer-Geld

die piraten bzw. ihre soziale basis haben vor etwa einem jahr in reaktion auf die globale Krise mit der herausgabe einer eigenen wĂ€hrung reagiert. das ganze heißt bitcoin und ist peer2peer, verschlĂŒsselt, d.h. anonym, open source, unter einer MIT-Lizenz und derzeit in der version 0.6.0 ;-). das mining, die geldschöpfung, lĂ€uft dezentral und wird belohnt (ihr könnt sogar zugunsten meines vermögens geld schöpfen). grĂŒnes geld ist das ganze jedoch deshalb noch nicht: wegen des hohen rechenaufwands beim verschlĂŒsseln ist der stromverbrauch der dezentralen geldschöpfung wohl sogar höher als der einer zentralen zentralbank (vgl. mining). es gibt ein einfĂŒhrungsvideo und grundsĂ€tzliches und mehr wie immer bei wikipedia.

lĂ€sst sich gegen eine wĂ€hrung ohne zentralbank noch spekulieren? die basis jeder wĂ€hrung ist vertrauen. hier speist es sich offensichtlich aus dem glauben an die werte der open source-community: dezentralitĂ€t, starke kryptographie, transparenz des codes, anonymitĂ€t der user. akkumulieren lĂ€sst es sich zwar noch (aber nicht unbegrenzt: die maximale geldmenge sei durch die mining-berechnungsweise beschrĂ€nkt: irgendwann seien alle errechenbaren bitcoins errechnet und dann sei schluss mit dem mining), aber die staaten melden bedenken an: ein solcher ansatz bedeute ein eldorado fĂŒr geldwĂ€scher. und: lassen sich anonyme transfers ĂŒberhaupt wirksam, d.h. jenseits von freiwilligkeit, besteuern?

was hĂ€tte da bloß olle marx dazu gesagt??