2024: Ein paar Bienen fliegen doch wieder

Das ist Eintrag 57 in der Serie "Bienenkiste".
Eine der ersten Frühjahrsbienen 2024 ruht sich an der Dachkante aus.

Nachtrag 15. März: Heute, 16°C im Schatten um 14 Uhr hätte Betrieb am Flugloch sein müssen. War aber nicht. Wieder nur einzelne. Sind wohl leider doch nur Kundschafterinnen aus überlebenden Nachbarvölkern. Also Kiste aufgemacht, Volkstod festgestellt und provisorisch ausgeräumt und bienendicht verschlossen. Der Plan: Nach Ostern machen wir die Kisten fertig für die Schwarmsaison. Und dann gehts im Mai hoffentlich wieder los mit Schwarmfang. Nachtrag Ende.

Subjektiv war das vergangene Jahr ja endlich mal wieder ein gutes Jahr, wettermäßig, worauf ich ja auch die gute Honigernte zurückführe: Immer mal auch durchaus ordentlich mitunter Regen, im Winter Schlitten-befahrbarer Schnee und auch Frost, Sommer war auch, durchwachsen zwar, aber das ist ja so wie es sein sollte gemessen an langjährigen Durchschnitten längst vergangener Dekaden.

Dass doch nicht alles in Butter ist, zeigt nicht nur der vermutliche Varroaverlust, sondern auch die Phänologie (Blühkunde) und – subjektiv – das Wetter für den ersten Bienenausflugs im Jahr schon heute, mitte Februar. Vor zehn Jahren hatte ich zum ersten Flug im Jahr, dem Reinigungsflug zur ersten Darmentleerung nach der langen Winterheizphase, schon einiges geschrieben [4.3.2012], [3.3.2013]. Was mir jetzt in der Rückschau auffällt, ist die Verschiebung des Zeitpunkts: um gut einen halben Monat.

An der Bienenuhr lässt sich diese Jahreszeitenverschiebung sogar objektiviert ablesen, hier die Ansicht für das längjährige Mittel 1951-2015:

Und hier der aktuelle Stand für Februar 2024:

Ist das nicht toll für die Bienen, kürzere Winter? Naja. Vielleicht wenns einem gelingt, alles andere zu verdrängen. Denn auch wenn ich mir eine Erwärmung als Mitteleuropäer vielleicht noch schönreden kann, dann beunruhigen mich spätestens die aktuellen Messungen der Oberflächentemperaturen im Nordatlantik (rote Linie 2023, pink: 2024):

Ich muss da unmittelbar an die apokalyptischen Prophezeiungen vom Ende der Golfstrom-Wärmepumpe denken, die angetrieben wird durch die Atlantische Umwälzzirkulation (englisch: Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC): Warmes salzreiches Oberflächenwasser aus dem Süden strömt in den Norden und gefriert dort im Winter, dabei flockt Salz in die nicht frierenden Wassermassen darunter aus. Diese werden noch salziger und dadurch so schwer, dass sie absacken und als Tiefenströmung wieder nach Süden fließen und so den Golfstrom-Wasserkreislauf in Gang halten, der Mittel- und Nordeuropa Wärme bringt. Diese Umwälzpumpe scheint sich abzuschwächen: Das immer wärmere Oberflächenwasser aus dem Süden schmilzt immer größere Mengen Gletschereis (Süßwasser!) ab. Das Süßwasser legt sich aufs Meerwasser und gefriert im Winter. Es fällt kein Salz aus. Der „Salz-Druck“ hinter der Absackbewegung wird immer mehr abgeschwächt.

Berlin liegt auf der selben geographischen Breite wie Mittelkanada, Oslo wie der Südzipfel von Grönland, das glaubt man gar nicht, und sollte sichs mal mal am Globus anschauen.  Da stellt sich schon die Frage, wie kalt wirds hier eigentlich ohne Golfstrom. Ein aktueller Forschungsbericht prognostiziert die zu erwartenden Folgen:

Der Zusammenbruch der AMOC verändert die Umverteilung von Wärme (und Salz) drastisch und führt zu einer Abkühlung der nördlichen Hemisphäre, während sich die südliche Hemisphäre leicht erwärmt. Atmosphärische und Meereis-Rückkopplungen, die in idealisierten Klimamodellstudien nicht berücksichtigt wurden, verstärken die AMOC-induzierten Veränderungen noch weiter, was zu einer sehr starken und schnellen Abkühlung des europäischen Klimas mit Temperaturtrends von mehr als 3°C pro Jahrzehnt führt. 

3°C kälter pro Jahrzehnt in Mitteleuropa! Das, meine Damen und Herren, hieße „Winter is coming“. Mit Bienen wird dann hier nicht mehr viel los sein. Wenigstens die Eisbären werden sich freuen, wenn sie doch noch überleben – Rund um die Ostsee…

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