„Staatsschutztheater“

SolidaritĂ€t mit durchsuchten BuchlĂ€denZur Abwechslung gibts heute mal gute Nachrichten – und zwar von den BuchhĂ€ndlern meines Vertrauens. Und bei der Gelegenheit spar ich mir nicht den Hinweis auf das Album, das mir gerade in dem Moment, in dem ich dies tippe, gute Laune macht: Mono und Nikitaman, Außer Kontrolle (2008), sehr lebendiger Reggae, intelligent und dissident gerappt, mit kompetenten Beats und ĂŒberhaupt runde Sache.

Bienenweide: Was blĂŒht gerade?

Der BlĂŒhkalender gibt Auskunft ĂŒber die im Jahreslauf in BlĂŒte stehenden Pflanzen. Und all denjenigen, die ihren Garten oder die Nachbarbrache so bepflanzen wollen, dass fĂŒr die BestĂ€ubungsinsekten das ganze Jahr hindurch etwas im Angebot ist, hilft das Empfehlungsformular zur Ermittlung der richtigen Samenmischung (oder die Consumer-Variante: spezielle Fertigmischung). Diese muss dann nur noch nach Bauanleitung zur Seedbomb [1, 2] verarbeitet werden. Wer keine Zeit hat fĂŒr derartiges Guerilla Gardening, aber Geld, der oder die kann fertige Seedbombs auch kaufen und/oder „BlĂŒhenden Landschaften“ unterstĂŒtzen.

Und schließlich hat ein Koreaner das ganze schon zu einem Hochglanzkonzept fĂŒr den grĂŒn-neokolonialen Interventionismus mit Saat-Bomben umdesigned.

Widerstand mit Bienen

Neben Griechenland soll ja auch Portugal nach Vorgaben der starken Regierungen in Europa kaputtgespart („Haushaltskonsolidierung“) und filetiert („Privatisierung“) werden – dass in Portugal also mit nationalen Wahlen nichts mehr zu beinflussen ist, haben die Leute dort sehr klar verstanden: Die Wahlbeteiligung lag beim jĂŒngsten Urnengang bei nur 55 Prozent und damit traten von den 9,6 Millionen Wahlberechtigten erneut weniger als bei den vorangegangenen Wahlen 2009 an die Urne (minus 4 Prozent). In einigen kleineren sĂŒdlichen Gemeinden wurden durch Bauern Wahllokale blockiert, in einem Fall sogar Bienenvölker ins Freie gelassen, um die Abstimmung aus Protest zu behindern. Etwa 4 Prozent der abgegebenen Stimmen waren ungĂŒltig oder ein „weißer Wahlzettel“ wurde eingeworfen. Mehr zur Wahl in Portugal

Wie Ägypten mal (fast) das ganze Internet ausgeschaltet hat

Sehr interessant der FAZ-Artikel zur aufstandsbedingten Internetabschaltung von oben neulich in Ägypten. Kurzgefasst: Zum Einsatz kam ein Tool, das sich die HeimatschĂŒtzer in Kalifornien zuvor nicht getraut hatten einzusetzen: Aus Angst, sie verlieren die Kontrolle ĂŒber ihren Eingriff und das Internet und damit eine der wichtigsten Produktionsbedingungen fĂŒr die Sillicon-Valley-Ökonomie geht ganz kaputt. Was fĂŒr das mittlerweile abgetretene Regime in Ägypten eine letzte Verzweifelungstat war, stellte also fĂŒr US-Sicherheitsbehörden einen groß angelegten Freilandversuch dar. In der Logik paranoider Technokraten und Internetkontrolleure kommt allerdings ein Gedanke nicht vor: Wenn die Leute in einer Aufstandssituation kein Internet mehr haben, dann bleibt ihnen ja gar nichts anderes mehr ĂŒbrig als auf die Straße zu gehen. Gut so, denkt sich da der Aufstand… Zeitungsartikel lesen (pdf) und was dagegen tun.

Coole Methoden

Schon mal eine Diss schreiben gewollt und nicht gewusst wie? Oder total genervt vom herrschenden Methodenimperativ: möglichst objektiv, möglichst quantitativ? Also im Grunde doch gewusst, aber am Mainstream vorbei, nĂ€mlich an allen wichtigen Stellen (Prof./Stiftung/sonstige AutoritĂ€t), denen kritische Theorie mit qualitativ ausgewerteter Empirie zu wenig „methodisch“ ist? Hier ist das ultimative Gegenmittel. Methodikfetischisten mit ihren eigenen Waffen schlagen: Kannonier-Finster/Ziegler 1998. Nur 8 MB. Nur hier.

Sind wir nicht alle irgendwie Terroristen?

Was tun, wenn Dein Kollege als vermeintlicher Terrorist verhaftet wird und Du irgendwie gar nicht so genau weißt warum ausgerechnet er und nicht doch auch Du? Wenigstens eine breite UnterstĂŒtzungskampagne organisieren, in die „ErklĂ€rung zur Verteidigung“ floß meine Arbeit mit ein. Siehe auch einstellung.so36.net und annalist.noblogs.org.

G8 Heiligendamm – Holy damn it!

Im Nachhinein interessant:
Die Bezugsgruppe meiner besten FreundInnen ĂŒber die falsche Frage: Wer war schuld? (an den gewalttĂ€tigen Auseinandersetzungen wĂ€hrend der Auftaktdemo in Rostock). FĂŒr die FAZ geht die grĂ¶ĂŸte Bedrohung aber nicht etwa von den Militanten im sog. Schwarzen Block aus, sondern von denen, die „die ‚begrenzte Regelverletzungen‘ fĂŒr legitim halten“ (vgl. Ingos Kommentar im Linkslog). Gemeint sind also die Verfechter von Zivilem Ungehorsamen wie z.B. Block G8 oder die Bombodrom-Besiedlung. Hier schießen sich die organischen Intellektuellen der Vierten Gewalt bereits auf die nĂ€chste Zielgruppe von Grundrechteabbau ein und bereiten die nĂ€chste Runde der Entgrenzung staatlicher Terrorismushetze vor.

Dementsprechend trifft auch letztere die volle Breitseite von Polizeigewalt und Repression: Tief blicken (ArchĂ€ologie des sexistischen Korpsgeistes) lĂ€ĂŸt die Photographie von Polizeigekritzel an einer Rostocker Wand. Physische Polizeigewalt belegt eine Sammlung bekannt gewordener FĂ€lle von PolizeiĂŒbergriffen gegen Gipfel-GegnerInnen. Die politische Rolle der Polizei (Unterwanderung, Delegitimierung, Zerschlagung erfolgreicher sozialer Bewegung von Innen) zeigt der mittlerweile ausfĂŒhrlich und zweifelsfrei dokumentierte Fall der Enttarnung und Entfernung eines Zivis und Provokateurs aus einer der Sitzblockaden am Zaun. Sehr gelungen auch der ausfĂŒhrliche Überblick ĂŒber die diversen Repressionen gegen die Gipfel-Proteste und der Bericht der Bewegung-RechtsanwĂ€lte vom EA/Legalteam. Eine Sammlung mit Video-Links zur massenmedialen Berichterstattung [1|2] gibts gibt’s genause wie eine interessante Analyse zur Verbreitung von Falschmeldungen und LĂŒgen und der Bedeutungslosigkeit von Richtigstellungen.
Zum Schluss noch hörenswert: Bundeskanzlerin Merkel ĂŒber die VorzĂŒge politischer Gewalt. Und lesenswert schließlich im Rahmen der Dabatte um die Militanz am 2. Juni in Rostock ist vielleicht noch die Dokumentation eines kritischen Textes aus dem Schwarzen Block. „G8 Heiligendamm – Holy damn it!“ weiterlesen

Bild lĂŒgt…

bildluegt.jpg…auch was den Unfall angeht, den meine Eltern gerade noch mal ĂŒberlebt haben. Das kleine Foto mit den beiden in weiße Decken gehĂŒllten Personen stammt von einem ganz anderen Unfall und dient offensichtlich einzig dazu, dem reißerischen Bericht „mehr Gesicht“ zu geben. – „Enteignet Springer“ (siehe Poster) war vielleicht nicht die verkehrteste Kampagne und heute gibt’s ja immerhin die gesammelten LĂŒgen im Bild-Blog.