Honigernte 2012

Das ist Eintrag 29 in der Serie "Bienenkiste".
Aufbau zum Sieben (nicht Filtern!) des Honigs
Aufbau zum Sieben (nicht Filtern!) des Honigs

Ein verlängertes Wochenende harte Arbeit mit den Bienen liegt hinter uns: Honig ernten (2. August morgens), Wachs abtrennen und säubern, Propolis kratzen, Tinktur herstellen, mit der Sommervarroabekämpfung (6. August morgens) anfangen. Neben der Ablenkung vom üblichen Treiben macht der Ertrag froh: 31,5 kg Honig und ca. 2 kg Wachs aus den beiden Kisten und etwa 200ml Propolistinktur (1:5 Propolis:Alc.90%) aus den gesammelten Propolisrückständen von diesem und letztem Jahr. Damit dürften wir als WG bei diesen drei Produkten jetzt auf großzügigem Selbstversorgungsniveau liegen.

Im Grunde liefs wie letztes Jahr. Aber jedesmal lernen wir dazu, daher hier ein mehr oder weniger systematisches Protokoll, um die wichtigeren Erfahrungen fürs nächste Mal und für andere festzuhalten:

  • Man kann nie genug große, bienendichte Plastikkisten zur Hand haben.
  • Trockener Karton eignet sich wesentlich besser zum Smoker anzünden als welcher, der klamm aus dem Keller kommt.
  • Wichtig zum Öffnen der Kisten war stabiler Blumendraht, um die am Boden festgebauten Waben „abzuschneiden“ und so die komplette Abnahme des Bodenbrettes zu erleichtern und dem Risiko schon beim Öffnen abreißender Waben zu begegnen.
    Beim Durchziehen des Drahtes an der aufgestellten Kiste von oben (was ja eigentlich hinten ist) unbedingt darauf achten, unten langsam zu machen – sonst bleibt der Draht an den beiden Halteschrauben hängen, reißt das Bodenbrett aus seiner Halterung, so dass es zu Boden fällt, was dann die Bienen (und den Imker) ganz schön erschreckt…
  • Honig wird gesiebt und nicht gefiltert, auch wenn einem das im täglichen Sprachgebrauch meist anders rausrutscht. Wir verwenden ein zweckentfremdetes Fliegengitter zur Trennung von Honig und Wachsbröckchen. Nicht mal ein Seihtuch kommt zum Einsatz, geschweige denn engmaschigeres.
  • Die Wachskrümel unbedingt VOR dem Einschmelzen gut mit Wasser ausspülen, damit die Honigreste raus sind. Sonst bildet sich im Schmelztopf eine Emulsion aus Wachs, Schmutz, Brutresten und Honig, die sich auch beim Erkalten nicht mehr in Phasen trennt, sondern ein eine eigenartige, dunkle, nicht sehr wohlriechende Krümelmasse.
  • Wachsverarbeitung nur mit großflächiger Zeitungsunterlage (es spritzt immer, spätestens beim Gießen) und nicht mit dem guten Küchensieb, das geht nie wieder sauber.
  • Propolisverarbeitung nicht in einer Plastikschüssel, dito. Wachs- und Propolisreste lassen sich auf Geschirr mit glatter Oberfläche (Edelstahl, gebrannte Keramik) sehr gut mit Scheuermilch reinigen.
  • Unbedingt einen Sonnenwachsschmelzer basteln, das spart die Sauerei und die damit anfallende Putzarbeit in der WG-Küche.
  • Zur Propolisabfüllung hat sich bewährt: ein altes Teesieb (bleibt auch unsäuberbar mit Wachsrückständen belegt), ein Stofftaschentuch (Tee- oder Kaffeefilter kleben ziemlich schnell zu und zerreißen leichter beim Ausdrücken), ein kleiner Trichter, der in die Hälse der Lichtschutzfläschchen mit Tropfverschluss passt.
  • Alkohol aus der Apotheke ist zu teuer (250ml für 23€), nächstes Mal lieber Strohrum oder Wodka als Lösungsmittel probieren (dann gabs noch den dubiosen Tipp mit sehr viel günstigerem Alkohol aus dem russischen Supermarkt, da muss ich mal recherchieren).
  • Den Puderzucker für den Puderzuckertest UNMITTELBAR VOR dem Test fein sieben. Sonst klumpt er wieder zusammen und verteilt sich nicht sehr gut über den Bienen.
  • Vielleicht doch mal mit einem Varroarahmen auf Bienenkisten-Maß experimentieren:
    • Vier ca. 10 mm dicke Leistchen zu schneiden, die zusammen einen Rahmen mit den Maßen der Bienenkiste ergeben.
    • In die Leisten eine Nut sägen, in die das Gitter eingeklebt wird.
    • Weitere vier möglichst flache Leistchen, die ebenfalls einen Rahmen im Bienenkistenmaß ergeben. Unter diesen dann eine stabile weiße Folie tackern, auf der sich der Milbenfall sammeln kann.
    • Zur Anwendung das ganze dann sandwichmäßig stapeln: Bienenkistenboden, Rahmen mit Folie, Rahmen mit Gitter, Bienenkiste. Die Bienen werden den Rahmen mit dem Gitter festkitten, so dass der Rahmen mit der Folie (zu dritt) komfortabel entnehmbar ist (dort kommen sie ja nicht hin zum Kitten): Einfach die Kiste minimal anheben und den Rahmen rausziehen. Vielleicht wären je zwei Griffe auf beiden Seiten der Kiste dazu ganz praktisch. Als Problem könnte es sich herausstellen, wenn sie anfangen das ganze Gitter mit Kittharz zu versiegeln…

Das wars dann aber auch wieder mit imkerischem Großeinsatz für diese Saison. Die Ameisensäurebehandlung läuft wie letztes Jahr jetzt noch einige Tage, bis alles verdunstet ist. Dann gilt es in den nächsten Wochen das Gewicht der Kisten im Hinblick auf die Wintervorräte im Blick zu behalten, um ggf. vor Mitte September noch zu- bzw. rückzufüttern, wenn es nötig sein sollte.

Nachtrag 10. August (4 Tage nach Beginn der Ameisensäurebehandlung): In beiden Kisten sind innerhalb von vier Tagen 90ml verdunstet. Von 200ml sind noch 110ml da. Damit ist die Verdunstungsrate etwas höher als letztes Jahr (siehe Graph aus dem vergangenen Jahr) – aber noch nicht besorgniserregend: Das Limit wären 35ml pro Tag und da liegen wir deutlich drunter. In Kiste 1 läuft alles unauffällig: Einzelne Bienen krabbeln im Honigraum umher, zwei tote Bienen und zwei tote weiße Puppen liegen dort. In Kiste 2 siehts ganz anders aus, ich bin zunächst erschrocken: Um den Verdunster herum liegen dutzende tote Drohnen auf dem säuregetränkten Fließ. Wahrscheinlich haben die ArbeiterInnen einfach keine Lust, die toten Drohnen aus dem Säuresumpf rauszuschleppen. Kann ich gut verstehen…

Und: Vor beiden Fluglöchern ist ganz schön Wespenaction. Bisher geben sie sich zwar mit vom Flugbrett runtergefallenen toten und halbtoten Drohnen und Arbeiterinnen zufrieden, aber man kann ja nie wissen… Um den Verteidigungsaufwand zu verringern und gleichzeitig weiterhin gute Luftzirkulation während für den Abzug der Säuregase zu gewährleisten, hab ich das Flugloch um etwa ein Drittel enger gemacht.

Und hier einige Bilder von der diesjährigen Ernte und Honiggewinnung:

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Ein Gedanke zu „Honigernte 2012“

  1. „reißt das Bodenbrett aus seiner Halterung, so dass es zu Boden fällt, was dann die Bienen (und den Imker) ganz schön erschreckt…“

    lol :) :)

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